Wie kaum eine andere Stadt wird das in der norditalienischen Lombardei liegende Cremona mit dem Bau von Streichinstrumenten verbunden. Nicht nur die Geigenbauerdynastien der Familien Amati und Guarneri findet hier ihren Ursprung, auch andere Cremoneser Meister wie Giovanni Battista Guadagnini, Lorenzo Storioni und nicht zuletzt der legendäre Antonio Stradivari hatten hier am Flussufer des Po ihre Wirkungsstätten. Für die vier Mitglieder des Quartetto di Cremona war es somit naheliegend, den musikalisch so geschichtsträchtigen Ort ihrer Gründung in ihrem Namen zu tragen. Nachdem sie sich die vier jungen Musiker an der Accademia Walter Stauffer kennengelernt hatten, beschlossen sie im Jahr 2000 ein festes Streichquartett zu gründen. Nach mehreren Besetzungswechseln an der Zweiten Geige und am Cello musiziert das Quartett seit 2002 in seiner heutigen Formation.
Nicht spezialisiert – aber für ihren Beethoven bekannt
Völlig unbeschwert, aber mit einer gehörigen Portion italienischer Leidenschaft und dem leichten Lebensgefühl des „dolce vita“ musizieren die vier Streicher auf der Bühne und beeindrucken – je nach Werk – mit ihrem, mal elegant-strahlendem, mal tiefgehendem, fast schon sprödem Quartettsound. Vielseitigkeit ist dabei ein festgesetztes künstlerisches Kriterium des Ensembles, das mit Streichquartetten der frühen Klassik, etwa den gattungsprägenden Werken Haydns, wie auch mit Kompositionen der (vorzugsweise italienischen) Moderne überzeugt. Wenn es jedoch den Mitgliedern des Quartetto di Cremona die Werke eines Komponisten besonders angetan haben, dann sind es die Quartette Ludwig van Beethovens.
Während ihrer Zeit als Artist in Residence bei der italienischen Quartettgesellschaft, der Società del Quartetto, führten sie sämtliche Streichquartette des Bonner Meisters auf und beschlossen anschließend, den gesamten Zyklus – immerhin 16 Quartette plus die halsbrecherische Große Fuge op. 133 – auf CD zu veröffentlichen. Zwischen 2013 und 2017 erschien das Ergebnis dieser musikalisch höchst anspruchsvollen Reise durch Beethovens Quartettschaffen bei dem Label audite.
Quartetto di Cremona: Kammermusikeinspielung des Jahres
Für die siebte Veröffentlichung der Reihe erhält das Quartetto di Cremona nun den begehrten ECHO Klassik in der Kategorie Kammermusikeinspielung des Jahres (Musik bis 19. Jahrhundert – Streicher). Neben dem G-Dur Quartett aus Beethovens erstem Quartettzyklus Opus 18, widmen sich die vier Musiker hier dem dritten, nach dem russischen Diplomaten Andrei Kirillowitsch Rasumowski benannten Quartett und lassen erkennen, warum es gerade Beethoven ist, der ihnen als Ensemble besonders liegt. Ob in den dynamisch-ausdruckvoll Allegro-Eröffnungen, im eleganten anmutendem cantabile des zweiten Satzes aus op. 18 Nr. 2, oder im feurigen Fugato-Finale des Rasomowski-Quartetts – das Quartetto di Cremona durchdringt das Quartettwerk Beethovens auf eine beeindruckende Weise.
Das Quartetto di Cremona spielt Beethoven: