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ECHO Klassik 2017: Sebastian Manz

Das Gegenteil von unnahbar

Seit 2008 geht die Karriere von Sebastian Manz steil bergauf. Jetzt erhält er einen ECHO Klassik für seine Einspielung von Webers Klarinettenwerke

vonNinja Anderlohr-Hepp,

Sich mit Sebastian Manz zu unterhalten, ist, als stünde man unter einem quirlig sprudelnden Wasserfall: Unterschiedlichste Themen und Ideen ergießt er in kürzester Zeit über seine Gesprächspartner und man möchte stundenlang zuhören, was der Klarinettist zu erzählen hat. Von seinen Erlebnissen mit Flüchtlingen auf Samos über sein Engagement für den Tierschutz geht er direkt über zu seiner Haltung zu aktuellen politischen Ereignissen – und kratzt dabei doch nie nur an der Oberfläche. „Die Zeiten sind vorbei, in denen wir uns nur auf unser Musikersein fokussieren konnten. Wir müssen vielseitiger, offener sein und sehen, was um uns herum passiert. Es stellt sich doch die Frage: Kann und darf Musik nur für sich stehen oder darf sie auch eine politische Aussage haben? Ist man vielleicht nur Künstler, wenn man auch Farbe bekennt?”

Farbe bekannt hat Sebastian Manz – zumindest musikalisch – schon sehr früh in seinem Leben. Im Alter von sieben Jahren schlug seine Blockflötenlehrerin ihm vor, zur Klarinette zu wechseln. Ein richtiger Schritt, der selbstverständlich auch durch seine Musikerfamilie und sein Umfeld getragen und unterstützt wurde: „Neben meiner Mutter und meiner Oma, die mich schon als kleiner Junge gefördert haben und sogar Hauskonzerte für mich organisierten, hat mich vor allem dem Leiter des Hannoveraner Knabenchores, Heinz Hennig, nachhaltig musikalisch in meinem Leben beeinflusst. Sabine Meyer war als Professorin ganz klar mein klarinettistisches Vorbild. Und Benny Goodman war derjenige, der mich musikalisch auf der Klarinette am meisten begeistert und abgeholt hat – ganz anders, aber nicht minder wichtig.”

Sebastian Manz und Webers Gesamtwerk

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: 2008 gewann Sebastian Manz nicht nur den Deutschen Musikwettbewerb, sondern auch den Internationalen Musikwettbewerb der ARD, bei dem er neben dem seit 40 Jahren nicht mehr vergebenen 1. Preis auch den Publikumspreis erhielt. Nach diesem Durchbruch erspielte er sich 2010 die Position des Solo-Klarinettisten beim SWR Symphonieorchester und legt nun gemeinsam mit seinen Mitmusikern die Einspielung von Webers Gesamtwerk für Klarinette vor. Die Wahl des Klangkörpers lag für den federführenden Solisten der Aufnahme auf der Hand: „Ich kenne jeden Kollegen und jede Kollegin, den Saal, alle kammermusikalischen Partner – das ist ein ganz anderes Musizieren. Als Klarinettist und Triebfeder braucht man das Vertrauen, dass man musikalisch eine gemeinsame Linie findet.”

Sebastian Manz
Sebastian Manz © Marco Borggreve

Die Rechnung geht auf: Webers Klarinettenkonzerte und Kammermusikwerke klingen frisch und neu – was bei ersteren maßgeblich auch an Sebastian Manz’ Abkehr von der allgegenwärtigen Baermann-Fassung liegt. Ein Schritt, der ihm seine ganz eigene Interpretation ermöglicht: „Ich habe Weber nicht erarbeitet mit dem Leitsatz: ‚Ich will einfach alles anders machen, aber wie ist egal.’ Warum sollte man denn eine Interpretation kopieren? Weber breitet in seinen Kompositionen einen roten Teppich aus – drübergehen muss man aber immer selbst!”

Kollegial und kongenial

Gemeinsam mit seinem langjährigen Duopartner Martin Klett am Klavier, dem casalQuartett, Kontrabassist Lars Olaf Schaper und Dirigent Antonio Méndez sprüht das romantische Repertoire nun vor jugendlichem Esprit, Frische und Frechheit, jeder Ton ist kollegial kongenial gedacht und Orchester, Kammermusikpartner und Solist ergänzen sich zu einem homogenen Ganzen.

Nach diesem Weber-Erfolg darf man gespannt sein, was sich Sebastian Manz als Nächstes ausdenkt: „Ich bin ein Typ, der offen ist für alles, der aber auch seine Ziele hat und auf diese mit Nachdruck, Fokus und Leidenschaft hinarbeitet. Ich bin aber auch der nette Kumpeltyp, mit dem man ein, zwei, drei oder zwölf Bier trinken gehen kann. Ich bin das Gegenteil von unnahbar – eher der Typ, der in der Pause ins Foyer kommt, sich unterhält und CDs signiert, als allürenhaft in der Garderobe zu sitzen.”

Sebastian Manz spielt Weber:

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