Es ist diese gewisse Chemie, die seit einem Vierteljahrhundert unter den Mitgliedern des Fauré Quartetts herrscht, eine besondere Verbindung, die die vier selbst als glücklichen Zufall betrachten. Diese Verbindung ist es auch, die im Gespräch mit Pianist Dirk Mommertz und Cellist Konstantin Heidrich sofort auffällt. So ergänzen sich beide fließend in Ihren Ausführungen, hören einander aufmerksam zu, finden gemeinsam einen Weg zur Beantwortung der Fragen. Kaum zu glauben also, dass beide nach einer nun 25-jährigen Erfolgsgeschichte berichten, noch immer gefragt zu werden, wie man eine Karriere mit einem Klavierquartett aufbauen kann.
Eine Skepsis, die ihnen bereits zu Gründungstagen entgegengebracht wurde. Dabei verlief doch irgendwie alles ganz geradlinig. „Wir haben da etwas ins Rollen gebracht. Die Gattung Klavierquartett wird heute ganz anders wahrgenommen“, weiß Mommertz zu berichten, während Heidrich ergänzt, dass man in den Anfangsjahren bei Wettbewerben noch in der Rubrik „Sonderensemble“ auftreten musste. „In der ersten Runde beim Deutschen Musikwettbewerb waren wir gemeinsam in einer Gruppe mit einem freien Ensemble, bestehend aus zwei Blockflöten und einem Tänzer“. Dass sie im Jahr 1999 als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgingen und ihre Karriere anschließend richtig an Fahrt aufnahm, wird dabei von beiden ganz bescheiden nur im Nebensatz erwähnt.
Souveränität und Begeisterung
Heute touren Dirk Mommertz, der gleichzeitig Professor und Leiter der Kammermusik an der Musikhochschule in München ist und Konstantin Heidrich, der ebenfalls eine Professur für Cello an der UdK Berlin innehat, gemeinsam mit ihren beiden Kollegen Sascha Frömbling an der Viola und Erika Geldsetzer an der Violine weltweit, die anfängliche Aufgeregtheit bei Japankonzerten oder Amerikatourneen sind längst einer selbstsicheren Souveränität gewichen. Dennoch bleibt die Neugierde auf das Innere der Musik bis heute ungebrochen. „Es ist klar die Begeisterung für diese Gattung, die uns all die Jahre vorangetrieben hat“, berichtet Mommertz, „Ich erinnere mich allerdings auch noch ganz genau die ersten Gespräche mit Agenturen, die teilweise erst überzeugt werden mussten, ein Klavierquartett aufzunehmen“.
Am Ende jedoch hat sich alles bewährt, was laut Mommertz auch an der Beständigkeit der gesamten Gattung liegt. „Die Kammermusik ist relativ unbestechlich und unterliegt einfach keinen Trends oder Moden.“ Dabei ist es nicht nur die Klassik, die die vier antreibt. Auch die liebe zur Popmusik leben sie aus – ihr Album „Popsongs“ von 2009 wurde vom Publikum wie von der Kritik mit Begeisterung aufgenommen und im Jahr darauf mit einem ECHO Klassik in der Kategorie „Klassik ohne Grenzen“ ausgezeichnet.
Anforderungen erkennen und gezielt einsetzen
Das Quartett hat erkannt, dass eine vielfältige Repertoireauswahl auch eine Freiheit im Ensemblespiel ermöglicht und die Chance bietet, neue Klangfelder und abseitige Kompositionen zu erforschen. „Ein richtiges Rezept dafür haben wir nicht“, erklärt Heidrich. „Wir schauen da zum einen nach innen, also darauf, was uns selber am Herzen liegt, aber natürlich auch nach außen, immer mit der Frage, ob das überhaupt jemand hören möchte.“ Dabei haben die Musiker gelernt, im Guten miteinander zu streiten, wie sie es mit einem Schmunzeln beschrieben. Wichtig für alle ist, die Perspektive und die Standpunkte der jeweils anderen zu verstehen. „Wir haben da immer dasselbe Ziel verfolgt – anders als in vielen anderen Ensembles, die daran kaputt gehen, dass der eine oder andere sein Ziel wechselt, und sich selbst verwirklichen will“, fügt Mommertz hinzu.
Zum Jubiläum: natürlich Fauré
Für ihr 25-jähriges Ensemble-Jubiläum kehren sie nun zu ihren Anfängen zurück und haben ein Album mit den Klavierquartetten und zusätzlichen Liedbearbeitungen ihres Namensgebers eingespielt. Es ist ein Wiederbeginn, ohne jedoch am Beginn zu stehen – hatten die vier die Fauré-Klavierquartette doch bereits in ihren Anfangsjahren schon einmal eingespielt. „Es ist wirklich schön, dass es eine Zukunft gibt“, kommentiert Mommertz beim Rückblick auf die alten Aufnahmen. Und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Auf die nächsten 25!“