Startseite » Porträts » Der Wissbegierige

Der Geiger, Countertenor und Dirigent Dmitry Sinkovsky im Porträt

Der Wissbegierige

Dmitry Sinkovsky hat sich in der Musikwelt als Geiger, Countertenor und Dirigent etabliert – und sucht noch immer nach neuen Herausforderungen

vonKatherina Knees,

Der Terminkalender von Dmitry Sinkovsky platzt aus allen Nähten. Und so steckt der Musiker gerade mitten in den Proben für Konzerte mit dem Dubrovnik Symphony Orchestra, als er Zeit für ein Gespräch aufbringen kann. Diesmal steht er nicht als Geiger oder Countertenor vor dem Orchester, sondern hat als Dirigent die musikalische Leitung inne. Der russische Künstler hat viele Talente und ein unstillbares Bedürfnis danach, sich immer wieder in neue musikalische Herausforderungen zu stürzen.

„Musik ist zwar eine universelle Sprache, aber wenn man die unterschiedlichen Dialekte dieser Sprache sprechen möchte, muss man verschiedene musikalische Ausdrucksformen lernen. Singen und Geige spielen beansprucht noch dazu verschiedene Bereiche im Gehirn, das ist ein gutes Training.“ Um sich der Musik aus unterschiedlichen Perspektiven zu nähern, hat Dmitry Sinkovsky deshalb nach seinem Geigenstudium bei Alexander Kirov am Tschaikowsky-Konservatorium in Moskau nochmal ganz von vorne angefangen und Unterricht beim britischen Countertenor Michael Chance und der kanadischen Sopranistin Marie Daveluy genommen. Außerdem studierte er sieben Jahre bei Jana Ivanilova in Moskau.

Möchte in die Gehirne der Musiker schauen: Dmitry Sinkovsky

Damit öffneten sich für den Geiger die Türen zu einer professionellen Gesangskarriere als Countertenor. „Als ich Sänger wurde, hat sich das auch auf meine Beziehung zur Geige ausgewirkt“, erzählt er. „Eigentlich hat es mein Spiel nicht nur beeinflusst, es hat alles verändert. Die Idee von Klang, von Vibrato, der verschiedenen Farben hat eine ganz neue Bedeutung für mich bekommen. Mit der Geige kann ich immer relativ spontan ein Stück ausprobieren, aber wenn ich singe, setze ich mich im Vorfeld bereits viel intensiver damit auseinander, denn man muss den Text und die Hintergründe der Werke kennen und verstehen, um sie interpretieren zu können.“

Dmitry Sinkovsky
Dmitry Sinkovsky © Marco Borggreve

Dmitry Sinkovsky sieht sich mit seiner musikalischen Entwicklung in der Tradition vergangener Epochen. Georg Philipp Telemann beispielsweise spielte als Autodidakt unter anderem Tenorposaune, Blockflöte, Querflöte und Oboe und hat in seinen Opern selber gesungen. Mit der ungeheuren Aufgeschlossenheit und der Wissbegierde kann Dmitry Sinkovsky sich gut identifizieren.

„Ich halte das vor allem als Dirigent für unglaublich wichtig, damit man sich in die Orchestermusiker hineinversetzen kann und weiß, was sie da ei- gentlich machen. Das ist noch wichtiger, als sich gut in einer Partitur zurechtzufinden. Mein Wunsch ist es immer, in die Gehirne der Musiker zu schauen“, erklärt Sinkovsky.

Vielleicht noch Trompete lernen? Oder Geigenbau?

Musikalisch hat er sich in den letzten Jahren vor allem mit Barockmusik und einem Sinn für präzise historische Aufführungspraxis einen Namen gemacht. Er weigert sich jedoch, sich deshalb in eine Schublade stecken zu lassen und setzt sich in jüngster Zeit wieder verstärkt mit romantischem und zeitgenössischem Repertoire auseinander. „Ich freue mich gerade total auf ein Projekt mit Kompositionen, die extra für mein Orchester La Voce Strumentale geschrieben worden sind.“

Doch zu Sinkovskys Euphorie gesellen sich auch nachdenkliche Töne: Die immerwährende Gier nach neuen Eindrücken und Ausdrucksmöglichkeiten, der unerschöpfliche Drang zu lernen – all das sei zu groß, zu viel für ein einziges Leben: „Eigentlich bin ich nun sehr glücklich, als Geiger, Sänger und Dirigent arbeiten zu dürfen. Das befruchtet sich alles gegenseitig. Wenn ich mir aber noch ein Instrument aussuchen müsste, wäre es vermutlich die Trompete. Und ich würde gerne komponieren. Oder Geigen bauen.“

Sehen Sie den Trailer zum Album „Bach in Black“:

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

concerti-Tipp:

Potsdam, Sa. 23.6., 20:00 Uhr
Schloss Cecilienhof (Weißer Salon)
Musikfestspiele Potsdam Sanssouci: Dmitry Sinkovsky (Violine)
Bach: Partiten

Auch interessant

Rezensionen

Klassik in Ihrer Stadt

Newsletter

Jeden Donnerstag in Ihrem Postfach: frische Klassik!