Kammerensemble – da denkt man im Allgemeinen an Streichquartett, Klaviertrio, Bläserquintett. Seit 2009 wird die deutsche Kammermusikszene jedoch bereichert durch ein Ensemble der anderen Art: vier Musiker, die sich fast von Kindesbeinen an kennen und dann auch noch bei demselben Lehrer in Stuttgart dasselbe Instrument studieren – das sind Christoph Eß, Timo Steininger, Sebastian Schorr und Stephan Schottstädt, besser bekannt als german hornsound.
Die Gründung des Quartetts hatte sowohl einen praktischen als auch einen privaten Hintergrund, erzählt Christoph Eß: „Der Auslöser war Schumanns Konzertstück für vier Hörner und Orchester, das Paradestück für Hornquartett – Timo, Sebastian und ich hatten es an der Hochschule mit einem anderen Hornisten gespielt. Für ein weiteres Projekt in Gaschurn haben wir dann Stephan gefragt, und das Quartett war geboren.“ Und Stephan Schottstädt ergänzt: „Unsere Anfangs-Motivation entstand aus dem Wunsch heraus, nach dem Studium wieder mehr Zeit miteinander zu verbringen, und da lag es nahe, auch die Hörner einzupacken und Musik zu machen.“ Denn die Freundschaft der Quartettmitglieder wurde durch den Antritt bei unterschiedlichen Orchestern – den Bamberger Symphoniker, der Württembergische Philharmonie Reutlingen, dem Staatsorchester Hannover sowie dem Konzerthausorchester Berlin – auf die Probe gestellt.
Man muss sich fragen: Was ist technisch realisierbar?
Schnell war klar, dass es nicht bei Schumann bleiben würde. „Es gibt nicht viele feste Hornquartette, das ist keine übliche Kammermusikbesetzung, die in der Literatur bereits existiert oder in Konzertreihen Beachtung findet. Deshalb versuchen wir, mit unseren selbst entwickelten, thematisch besonderen Programmen zu überzeugen“, so Eß. Das erklärte Ziel sei nicht, so Timo Steininger, „das Repertoire für Hornquartett nach Spielbarem zu durchforsten, sondern das Horn mit Bearbeitungen großer Literatur auch auf verschiedenste Bühnen zu bringen.“ Was sonst aus der Orchestermitte schallt, soll greifbar werden.
Den Entstehungsprozess der Quartett-Arrangements, die in einer eigenen Edition beim Verlag Köbl vertrieben und von Sebastian Schorr künstlerisch gestaltet werden, erklärt Stephan Schottstädt so: „Hornquartett ist als Besetzung ein totales Nischenprodukt. Deshalb braucht man Musik, die im Idealfall vierstimmig aufgebaut ist. Man muss sich fragen: Was ist technisch realisierbar? Hat die Musik nicht zu viele Höhen, die man auf dem Horn einfach nicht darstellen kann? Es geht dabei nicht nur um Reduktion – wir möchten nicht, dass einem Stück durch ein Arrangement plötzlich etwas fehlt.“ Gelegentlich passiert es den Musikern, dass ihre Ideen im Kopf besser klingen als in der Realität – deshalb sortiert das Ensemble immer wieder aus, strukturiert um und bearbeitet nach. „Man muss einfach spielen, proben, arbeiten, ausprobieren“, fasst Schottstädt zusammen.
Die freimütigen Entertainer von german hornsound
Der hohe Qualitätsstandard von german hornsound hat sich herumgesprochen, man trifft das Ensemble bei renommierten Konzertreihen oder internationalen Festivals, zwei Tourneen führten das Quartett bereits bis nach Asien. Doch bei aller Ernsthaftigkeit, die das Kammerensemble an den Tag legt: Man treibt auch zusammen Sport, ist privat befreundet, und der eine steht dem anderen auch mal als Trauzeuge zur Seite. Generell wird nicht nur in den Konzerten des Quartetts, sondern spätestens beim ungezwungenen Publikumsgespräch und CD-Signieren klar, dass man es hier mit vier herrlich freimütigen Entertainern zu tun hat, die nicht nur miteinander konzertieren, sondern musikalischen „Männerurlaub“ verbringen.
german hornsound und #hornlikes: