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Porträt Johannes Martin Kränzle

Karrierebeginn mit einer Rolle, die heute nicht mehr besetzt wird

Bariton Johannes Martin Kränzle kann dem „Zirkus“ und der „Häppchenkultur“ des Klassikbetriebs wenig abgewinnen.

vonTeresa Pieschacón Raphael,

Egal ob Wagners Beckmesser, Lehárs Graf Danilo oder Mozarts Papageno: Der Bariton Johannes Martin Kränzle beherrscht sämtliche Genres und Stile. Über hundert Opernrollen hat der gebürtige Augsburger in seinem Repertoire. Zweimal wurde er zum „Sänger des Jahres“ (Opernwelt) ausgezeichnet. Die letzte Ehrung 2018 hat ihn besonders bewegt, geschah sie doch nach seiner schweren Blutkrebserkrankung 2015, die ihn fast das Leben gekostet hätte. Von seiner Stimme ganz zu schweigen.

Seine Karriere begann er als „Mohr“ im „Rosenkavalier“ von Richard Strauss, eine Rolle, die heute, aus guten Gründen, nicht mehr besetzt wird. Unglaublich, aber wahr: Acht Deutsche Mark betrug die Abendgage, davon eine Deutsche Mark für das Schwarzschminken! Wenige Jahre später bot ihm ein amerikanischer Lehrer an der Musikhochschule in Frankfurt an, ihn zum Tenor auszubilden mit dem Argument, da könne er mehr Geld verdienen. Kränzle lehnte dies seinerzeit ab und war fast zwanzig Jahre lang Ensemblemitglied der Frankfurter Oper.

Klare Meinung zu den Auswüchsen des Musikbetriebs

Überhaupt hat er eine klare Meinung zu den Auswüchsen des Musikbetriebs. Er beklagt den „Zirkus“, das „immer höher und immer lauter“ und die „Häppchenkultur“. „Ihr Lied darf nicht länger als vier Minuten sein, weil sonst die Leute abschalten“, bekam er von einem renommierten TV-Kulturkanal zu hören in einer Musiksendung, die von einer Opernsängerin moderiert wurde! Kränzles Konzert in Wiesbaden wird garantiert länger dauern.

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