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Porträt Kebyart Ensemble

Einmal gemeinsam nach Bali reisen

Ungebremster Entdeckerdrang: Das Kebyart Ensemble kombiniert eigene Arrangements mit neuen Werken jenseits des bekannten Repertoires für Saxofonquartett.

vonJulia Hellmig,

Breathing together – zusammen atmen. Das ist das Leitmotiv des Kebyart Ensembles. 2014 haben sich die vier Saxofonisten an der Escola Superior de Música de Catalunya (ESMUC) in Barcelona gefunden und sofort gewusst: Gemeinsam wollen sie mehr als nur das übliche Repertoire entdecken. Anregungen haben sie sich bewusst jenseits ihres Fachs gesucht. Die Wahl fiel zunächst auf das Cuarteto Casals sowie den brasilianischen Pianisten und Musikprofessor Kennedy Moretti. „Sie haben uns gelehrt, als einzelner Musiker nicht nur horizontal zu denken, sondern als Ensemble vertikal gemeinsam zu spielen“, erzählt Baritonsaxofonist Daniel Miguel.

Das Kebyart Ensemble möchte in Basel seine Komfortzone erweitern

Seit einigen Jahren ist Basel ihr neues Zuhause. Tenorsaxofonist Robert Seara erinnert sich: „Als wir unseren Bachelor in Barcelona beendeten, wollten wir nach Mitteleuropa, um neue Lehrer zu treffen, neue Traditionen zu erfahren, neue Denkweisen zu entwickeln und letztendlich unsere Komfortzonen zu erweitern.“

In der Schweizer Rheinstadt haben sie als Dozenten erneut Nicht-Saxofonisten gewählt, um so aus anderen Sphären der Kammermusik zu profitieren: Rainer Schmidt vom Hagen Quartett, die Pianisten Claudio Martínez Mehner und Anton Kernjak sowie den Fagottisten Sergio Azzolini. „Wir denken, die größte Ähnlichkeit zwischen Streichquartetten und uns besteht darin, dass wir vier Leute sind, die dasselbe Instrument spielen, aber mit unterschiedlichen Registern. Nehmen wir zum Beispiel Geige, Bratsche und Cello – es sind drei Versionen desselben Instruments. In diesem Fall besteht die stärkste Ähnlichkeit also in der Homogenität. Wir müssen daher lernen, jede Stimme zu individualisieren und mit den anderen Stimmen zu interagieren“, heißt es aus dem Quartett, das aus Pere Méndez (Sopransaxofon), Victor Serra (Altsaxofon), Robert Seara (Tenorsaxofon) und Daniel Miguel (Baritonsaxofon) besteht.

Dank ihrer unbändigen Leidenschaft und Neugierde haben sie sich einen unverwechselbaren Stil angeeignet, der jedes Konzert in eine Performance verwandelt. Das gelingt ihnen, indem sie viel Musik hören und sich immer wieder von anderen Genres inspirieren lassen. Wichtig ist ihnen außerdem, unbekannte Komponisten zu unterstützen. So kombinieren sie in ihren Programmen Originalkompositionen mit selbst arrangierten Transkriptionen und neuen Werken. Von Anfang bis zum Ende eines Konzerts wollen sie einen emotionalen Bogen spannen und dem Publikum eine Geschichte erzählen.

Die vier Musiker haben noch viele Ideen und Projekte

Kebyart Ensemble
Kebyart Ensemble

In dieser Saison ist das Kebyart Ensemble ECHO Rising Star. Im Rahmen dieses Förderprogramms der European Concert Hall Organization steht neben einer Konzerttournee in über fünfzehn europäischen Konzerthäusern wie dem Concertgebouw Amsterdam, der Philharmonie in Paris oder der Elbphilharmonie Hamburg auch die Aufführung eines eigens für die Tournee komponierten Werkes aus der Feder von Jörg Widmann an. Für April hat das Quartett sein zweites Studioalbum mit dem Titel „Lectures différentes“ angekündigt. Es beginnt mit einem Eigenarrangement von Strawinskys „Pulcinella“ und enthält neben der Einspielung des gleichnamigen Saxofonquartetts von Péter Eötvös auch das Arrangement eines Haydn-Streichquartetts sowie einen Kompositionsauftrag vom Ensemble mit Vertonungen des prominenten spanischen Dichters Federico García Lorca, die auch auf ihrer ECHO Rising Star-Tour zu hören sind.

Bleibt noch das Rätsel um den Namen des Ensembles. „Als wir noch an der ESMUC studiert haben, hatten Pere und ich ein Fach namens World Music, wo wir etwas über das Gamelan von der Insel Bali lernten“, erzählt Victor Serra. „Wir gingen in das Instrumentenmuseum, und dort haben wir den Gamelan Gong Kebyar gehört.“ Dieser gehört zu den bedeutendsten zeitgenössischen Musikstilen Balis und unterscheidet sich von anderen Gamelan-Stilen vor allem durch seine hohe Virtuosität. Das Wort kebyar bedeutet so viel wie „plötzlich aufflackern“ oder „aufplatzen“. „Als wir diese Beschreibung hörten, haben wir uns in den Namen verliebt. Kebyar wird ohne T geschrieben, daher haben wir eines am Ende hinzugefügt, es bedeutet also die ,Kunst von Kebyar‘.“ Ein Traum der vier Musiker ist es, einmal gemeinsam nach Bali zu reisen und dort die Gamelan-Musik zu erkunden. Überhaupt genießen sie ihr Leben als Quartett sehr. „Deswegen wünschen wir uns, dass wir auch in Zukunft noch genauso frisch und neugierig zusammen spielen, denn wir haben noch viele Ideen und Projekte!“

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