Ob László Fassang wirklich mit dem E-Roller unterwegs ist? Ein lustiges Motiv ist es allemal, wie der ungarische Organist und seine Kammermusikpartnerin Ditta Rohmann mit dem Cello auf dem Rücken auf zwei Scootern eine Straße überqueren. Ein CD-Cover, bei dem man sagen möchte: Es scheint alles rund zu laufen bei diesem Mann, der 1973 in Budapest geboren wurde und inzwischen auf Orgeln überall auf der Welt für wohlklingende Luftströme sorgt.
Dabei lassen sich Fassangs Vorlieben kaum auf einen Nenner bringen: Einerseits setzt er sich für die Erhaltung denkmalgeschützter und historischer Instrumente ein, andererseits tobt er sich in den Gefilden des Jazz und der Weltmusik aus. Einerseits sammelt er ein Jahr lang Erfahrungen in Fernost als Residenzorganist der Sapporo Concert Hall in Japan, andererseits spürt er der europäischen (Instrumenten-)Tradition auf Cembalo, Fortepiano, Konzertflügel und Hammondorgel nach. Im Herbst 2017 trat Fassang bei der Uraufführung von Péter Eötvös’ Werk „Multiversum“ in der Elbphilharmonie Hamburg mit dem Concertgebouw Orchestra unter Leitung des Komponisten auf.
Musikalischer Allrounder: László Fassang
Neben der Vermittlung der klassischen Orgelliteratur, den Auftritten als Solist und dem Spiel in kammermusikalischen Formationen schlägt das Herz des 45-jährigen Allrounders aber vor allem für die Improvisation. In Frankreich und Kanada belohnte man sein freies Spiel mit hochdekorierten Preisen, an der Musikhochschule im spanischen San Sebastián unterrichtete er vier Jahre lang Improvisation, seit 2014 ist er in dieser Funktion am Pariser Conservatoire tätig – parallel zu seiner Orgelprofessur in Budapest, wo Fassang im Palast der Künste auch eine eigene Konzertreihe unterhält.
Für die hat er sich das Format des „Organ Battle“ ausgedacht, bei dem zwei Organisten mit Improvisationen über musikalische oder vom Publikum vorgegebene Themen und Formen sowie über Exponate der bildenden Kunst gegeneinander antreten. In der Philharmonie Essen stellt sich Domorganist Sebastian Küchler-Blessing dieser Herausforderung, während Kulturredakteur Ludwig Hartmann die Kunst des „Improvisus“, des Unvorhersehbaren, im Gespräch mit den Musikern erörtert. Da läuft vielleicht nicht immer alles so rund wie bei der Fahrt auf dem E-Roller. Und gerade deshalb wird es spannend.
László Fassang auf der Bühne mit Gábor Boldoczki: