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PORTRÄT LEIPZIGER STREICHQUARTETT

Sächsische Schule

Das Leipziger Streichquartett ist ein echter Exportschlager

vonKlemens Hippel,

Seinen 25. Geburtstag kann das Leipziger Streichquartett in diesem Jahr feiern! Und da alle seine Mitglieder noch in den Vierzigern sind, sollten weitere 25 Jahre kein Problem sein. So nachhaltig, wie sich das Ensemble in dieser Zeit entwickelt hat. Ihr Markenzeichen: Der dunkle, warme, volltönende Klang, den sie aus den Orchestern, mit denen sie groß geworden sind, mit in die Kammermusik genommen haben. Eine „sächsische Art“ zu musizieren, wie sie Cellist Matthias Moosdorf einmal genannt hat. Zu recht, denn die vier Musiker stammen zwar nicht alle aus Sachsen, wurden aber in Leipzig ausgebildet und spielten hier in Orchestern; Tilman Büning (Violine) und Ivo Bauer (Viola) im Gewandhaus, Moosdorf im Leipziger Kammerorchester. Den ersten und bisher einzigen Wechsel in der Formation gab es vor fünf Jahren, und natürlich kam da mit Stefan Arzberger wieder ein Sachse an die erste Violine. So gelang es, eine der herausragenden Eigenschaften des Quartetts zu bewahren: Die Einheitlichkeit im Klang, das geradezu schon unheimliche, blinde Verständnis, mit dem die vier musizieren.

Von Klassik bis Moderne – ein weites Repertoire auch in anderen Besetzungen

Ein weiteres Markenzeichen ist das überaus breite Repertoire, das die Formation spielt; Klassiker wie Beethoven, Schubert und Brahms haben sie vollständig im Programm und auf CD eingespielt. Im 20. Jahrhundert haben sie neben ihrem Spezialgebiet, der zweiten Wiener Schule, auch ganz Aktuelles zu bieten, und daneben finden sie noch Zeit, sich Entlegenem wie Romberg oder Paul Dessau zu widmen. Ganz zu schweigen von Heinrich Isaak und Claudio Monteverdi, die sich ebenfalls in der Repertoireliste der Formation finden. Und immer wieder sprengt das Leipziger Streichquartett mit Vergnügen die Grenzen des Genres und lädt sich Kollegen zu weiteren Klassikern oder Unbekanntem: Wie den Beethovenschen oder Mendelssohnschen Streichquintetten. Dabei decken sie ganze Bandbreite der Literatur ab, vom Klavierquintett bis zum Streich-Sextett. Dieses Mal ist Kammermusik-Legende Menahem Pressler mit von der Partie, wenn es an Brahms‘ Klavierquintett op. 34 geht.

Die ausschließliche Konzentration auf die Kammermusik macht sich bezahlt

Begonnen hatte das Quartett als „Neues Leipziger Streichquartett“, und seine Mitglieder waren damals noch hauptberuflich im Orchester tätig. Doch bereits drei Jahre nach der Gründung gewann man einen Preis beim ARD Musikwettbewerb, und zwei Jahre später, 1993, beschlossen die Musiker, ihre festen Stellen aufzugeben und sich ganz der Kammermusik zu widmen. Damals begann auch die Zusammenarbeit mit dem Detmolder CD-Label MDG, dem das Quartett seitdem treu geblieben ist. Was sich eindeutig gelohnt hat – kaum eine CD des Quartetts, die nicht eine ganze Reihe von Plattenpreisen gewonnen hat. Der Erfolg gibt ihnen recht: Bei den Kritikern (das „beste deutsche Streichquartett“ nannte sie das englische Fachmagazin Gramophone) sind sie ebenso beliebt wie beim Publikum und den Komponisten, die ihnen sehr gerne Werke auf den Leib schneidern. Ob Jörg Widmann, Beat Furrer oder Wolfgang Rihm. Geadelt wurden sie auch durch die Einladung, in Claudio Abbados Lucerne Festival Orchester mitzuspielen, wo sie das einzige Streichquartett unter all den Orchestermusikern darstellen.

Auch außergewöhnliche Programme zu konzipieren und das eigene Können weiterzugeben ist Teil ihrer Philosophie

Daneben ersinnen sie immer wieder spannende Projekte, die weit über den Tellerrand der Quartettliteratur hinausweisen: Vom „Anfang und Ende der Romantik“ bis zu „Stationen der Moderne“, von der Geschichte des Kontrapunkts bis zur „Prüderie in Amerika“. Und in einer Zeit, da andere Ensembles ihre Auftritte in Japan wegen der Reaktorkatastrophe in Fukushima stornierten, gaben sie in Eigeninitiative kostenlose Konzerte in Schulen, Tempeln und Bürgerhallen in der betroffenen Region.

Auch beim Weitergeben ihrer Erfahrungen gehen sie ganz eigene Wege: Neben Lehraufträgen der einzelnen Mitglieder und einer Gastprofessur des Ensembles in Japan lädt das Leipziger Streichquartett Ende Februar in Bad Driburg wieder zum jährlichen Kammermusikkurs. Und da sind auch „fortgeschrittene Amateurmusiker“ willkommen.

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