Stellen Sie sich vor, man sitzt in einem Zug und fährt plötzlich an einem Orchester vorbei. Klingt abwegig? Ist aber dank des Einfallsreichtums von Martijn Dendievel schon passiert. Im Beethoven-Jahr 2020 hat sich der belgische Dirigent mit dem Künstlerkollektiv Datenstrudel zusammengeschlossen und die „Ode an die Freude“ für vorbeifahrende Züge gespielt. Die Fahrgäste konnten sich mit FM-Radios live dazuschalten. Genauso ungewöhnlich sind auch die Wohnzimmerkonzert-ähnlichen Programme, in denen Dendievel das Publikum einlädt, persönliche Geschichten zu den gespielten Werken vorzulesen. Auch ans zeitgenössische Repertoire wagt sich der erst 27-Jährige heran und bringt es den Zuhörern durch kurze persönliche Einführungen näher. „Mit einem Konzertprogramm eine Geschichte zu erzählen und das gesamte Konzert als einzigartiges Erlebnis zu gestalten, ist der Schlüssel, um das unterbewusste Dogma aufzulösen, dass ein Konzert nur mit bekanntem Repertoire auf dem Programm ,gut‘ sein kann“, erklärt er auf seiner Website.
Mit elf Jahren dirigiert Martijn Dendievel zum ersten Mal
Schon von Kindesbeinen an war Dendievel dank seiner Familie von Musik umgeben. Mit drei Jahren begann er das Geigenspiel, wechselte dann aber zum Cello. Später kamen noch Blockflöte und Schlagzeug dazu. Erste Erfahrungen als Dirigent machte er schon mit elf Jahren. Bei dieser Leidenschaft ist er bis heute geblieben und wurde dafür jetzt mit der Ernennung zum Chefdirigenten der Hofer Symphoniker belohnt – einem Posten, der seit mehr als zwanzig Jahren unbesetzt geblieben ist.