„Wilhelm Killmayer gehört zweifellos zu den bedeutenden Einzelerscheinungen im Panorama der zeitgenössischen Musik“, urteilte einst der Pianist Siegfried Mauser. Und das, obwohl sich der Komponist gegen die theoretischen Dogmen Neuer Musik wandte und insbesondere in der Auseinandersetzung mit der Musik des 19. Jahrhunderts seinen persönlichen Stil entdeckte. Der Komponist und Musikwissenschaftler Enjott Schneider bezeichnete ihn daher liebevoll als „zeitlich Unangepassten“. Killmayers Kompositionen zeichnen sich durch Reduktion, Wiederholungen sowie humoristischen und parodistischen Elementen aus.
Carl Orffs Privatschüler
Killmayer wurde am 21. August 1927 in München geboren und wuchs dort nach dem frühen Tod des Vaters auch auf. Nach seinem Abitur im Jahr 1947 studierte er am Münchner Musikseminar Dirigieren und Komposition. Später belegte Killmayer Musikwissenschaftskurse, wurde Privatschüler Carl Orffs und besuchte dessen Meisterklasse an der Staatlichen Musikhochschule in München. Neben seiner Arbeit als freischaffender Komponist machte er sich auch als Dozent und Dirigent einen Namen.
Wilhelm Killmayer und der einzelne Ton
Innerhalb seines umfangreichen Œuvres, das Opern, Orchester- und Kammermusikwerke umfasst, ragte Killmayer besonders mit seinen Liedkompositionen heraus. Der einzelne Ton und seine melodische Kraft standen im Zentrum seiner Ästhetik, wie er selbst bekräftigte: „Ein einzelner Ton ist für mich etwas sehr Kostbares – wie ein Kristall oder eine Blume.“ In zahlreichen Vokalkompositionen hat Killmayer nicht nur dieser Vorstellung Ausdruck verliehen, sondern auch der, dass die Stimme der natürlichste Träger einer Melodie ist.
Besonders fasziniert war Killmayer von Friedrich Hölderlin. Ihm widmete er gleich drei Zyklen von Hölderlin-Liedern. In den 1990er Jahren vertonte er Werke von Eichendorff, Trakl und Härtling. Später kamen Heines Ballade „Ali Bey“ und Mörikes „Der Feuerreiter“ zu seinen Werken hinzu.
Wilhelm Killmayers, der heute seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte, verstarb gestern im Alter von 89 Jahren in seiner Heimatstadt München, der er stets verbunden war. Mit ihm verliert die Musik einen wertvollen Komponisten.
Die dritte Sinfonie von Wilhelm Killmayer:
Vertontes Paradies: