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Porträt NDR Jugendsinfonieorchester

Im Testlabor der Profis

Nachwuchsmusiker trainieren im Jugendsinfonieorchester und in der Akademie der NDR-Sinfoniker den großen Auftritt

vonHelmut Peters,

Längst gehören sie an vielen Opernhäusern und in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zum Bühnen-Alltag: die Opern- und Orchesterakademien, in denen der Nachwuchs auf die Profikarriere vorbereitet wird. Von daher wäre auch die Akademie des NDR Sinfonieorchesters eigentlich nur eine von vielen, gäbe es da nicht ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal: Diese Kaderschmiede ist nämlich 2012 von den Musikern des Orchesters selbst gegründet worden. „Die anderen Akademien sind meist vom Arbeitgeber und nicht von den Musikern gesteuert“, verdeutlicht Jens Plücker, Geschäftsführer der im NDR-Funkhaus an der Rothenbaumchaussee beheimateten Akademie, diesen etwas anderen Ansatz. 

Und der NDR unterscheidet sich noch in einem anderen Punkt von der Konkurrenz: Da die jungen Nachwuchsmusiker nicht nur im Profi-Orchester, sondern auch unter sich arbeiten sollen, hat die Akademie der NDR-Sinfoniker gleich noch ein Jugendsinfonieorchester initiiert, das nun jedes Jahr zwei große Projekte einstudiert – gemeinsam mit den zehn Akademisten als Stimmführern. 

 

Letztere haben dabei ihr Musikhochschulstudium bereits abgeschlossen und werden dann in der NDR Akademie ein Jahr lang von jeweiligen Mentoren des Orchesters betreut, dürfen an Proben und Konzerten der NDR-Sinfoniker teilnehmen und in eigener Verantwortung ein Kammerkonzert gestalten. 

 

Eine ganze Saison lang können die jungen Musiker so im Profialltag Erfahrungen sammeln und werden dafür mit jeweils 800 Euro im Monat entlohnt. Und da den Orchesterprofis diese besondere Form der Nachwuchsförderung tatsächlich am Herzen liegt, öffnen sie dafür sogar die eigenen Geldbeutel: „Rund 23 Prozent unserer Einnahmen erhalten wir über private Zuwendungen und Mitgliedsbeiträge. Den Rest finanziert der NDR“, erzählt Plücker und freut sich über die regelmäßig fließenden Mitgliedsbeiträge. „Die Akzeptanz im Orchester ist sehr hoch: Dreiviertel aller Musiker sind zahlende Mitglieder, und ungefähr dreißig Personen wie die Orchesterwarte und die Redakteure unseres Magazins arbeiten ehrenamtlich mit.“

 

Lampenfieber: Konzerteinsatz bei den NDR-Sinfonikern

 

Natürlich ist solch ein Stipendium nicht mit einem Studium zu vergleichen, denn niemand muss hier Kurse belegen oder wird gezwungen, an Orchesterproben teilzunehmen. Umgekehrt heißt Chefdirigent Thomas Hengelbrock indes jeden willkommen, der sich entschließt, an einem Konzert der NDR-Sinfoniker irgendwo im Streichertutti oder an einer nicht ganz so exponierten Bläserposition mitzuwirken. Und für größere Herausforderungen gibt es dann ja noch die Einsätze auf den Stimmführerpositionen des Jugendsinfonieorchesters.

 

Hier wie da wird natürlich von den jungen Musikern erwartet, dass sie exzellent vorbereitet zu den Proben erscheinen – doch selbstredend können sie auch hierbei auf die Hilfe der „Alten“ bauen: „Sollten sie mal ein Problem haben, ist unser Konzertmeister bereit, die Stücke vorher mit ihnen durchzugehen“, weiß Plücker.

 

Ausbildung mit Jobgarantie: Engagements für die Musiker in anderen Orchestern

 

Eine Profi-Schulung, die sich auszahlt: Erst jüngst ist eine Stipendiatin Solokontrabassistin in Bochum geworden, ein Kollege Solo-Cellist in Dessau – und auch in Magdeburg entschied man sich für einen Solo-Bratscher, der die Akademie des NDR Sinfonieorchesters besucht hatte. 

 

Erfolge, die zweifellos auch die NDR-Oberen erfreuen, die diese Akademie nicht allein finanziell unterstützen. „Wir haben im Haus ein eigenes Büro und dürfen auch unsere Post über den NDR verschicken – das macht viel aus“, sagt Plücker. Allein die Zukunft bereitet ihm ein wenig Sorgen: Bislang dürfen die Stipendiaten nämlich auch in den Räumen des NDR üben. „Wenn wir einmal in die Elbphilharmonie umziehen sollten, werden wir da vermutlich ein großes Raumproblem bekommen.“

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