Es ist nicht allein das Spiel des serbischen Geigers und Bratschers Nemanja Radulović, das seinen Auftritten und Einspielungen so viele Herzen zufliegen lässt. Es ist auch seine positive Ausstrahlung und sein eigenwilliger Stil in Sachen Mode. Wenn der 34-Jährige mit offener Löwenmähne oder zum Lockenbausch zusammengeknotetem Haar in engen Jeans, Stiefeln und bunten, um die Hüfte geschwungenen Tüchern durch die Straßen läuft, würde man ihn eher für ein Model und nicht für einen Klassikstar halten. Seinen Geigenkasten aber trägt er fast immer bei sich, spricht mit den Menschen auf der Straße, lächelt und freut sich über all das Schöne, das die Welt trotz aller Probleme und Ungerechtigkeiten bereithält.
„Das beste Gefühl ist es“, sagt der sympathische Geiger, „wenn man sicher ist, immer gerade am richtigen Ort zu sein.“ Radulović ist überzeugt, dass ihm das in den meisten Fällen gelingt. Schon als Achtjähriger löste der Sohn einer Musikerfamilie in Belgrads Konzertsaal Kolarac Kapetan Mišino Zdanje Begeisterungsstürme aus. An das gemeinsame Musizieren als Jugendlicher daheim, das die Familie bis heute regelmäßig fortsetzt, denkt Radulović ebenso gern zurück wie an seine Studienzeit an der Fakultät für darstellende Künste in Belgrad und an der Saarbrückener Musikhochschule. „Man braucht immer Menschen“, sagt Radulović, „die einem den richtigen Weg weisen.“
Bringt seine Gefühle durch die Musik zum Ausdruck: Nemanja Radulović
2015 wurde Radulović mit einem ECHO Klassik als Nachwuchskünstler des Jahres ausgezeichnet. Seinen großen Durchbruch auf internationalen Konzertbühnen erlebte der Serbe, als er 2006 mit Beethovens Violinkonzert für den erkrankten Maxim Vengerov beim Orchestre Philharmonique de Radio France einspringen durfte. Die Plattenverträge bei Transart und Art Act und zuletzt bei der Deutschen Grammophon mehrten seinen Ruhm. Beim gelben Label, das im letzten Jahr Jubiläum feierte, brachte der Geiger ein fulminantes Bach- und ein Tschaikowsky-Album heraus. Sein künstlerisches Geheimrezept formuliert er so: „Musik gibt die Möglichkeit, sich selbst am besten auszudrücken. Man sollte seine Empfindungen immer zum Ausdruck bringen. Wenn man sich fröhlich fühlt, sollte man das ebenso auf die Musik übertragen wie jede Art von Bedrückung oder Traurigkeit.“
Sehen Sie hier Nemanja Radulović und das Borusan Istanbul Philharmonic Orchestra mit dem Finale aus Tschaikowskys Violinkonzert D-Dur op. 35: