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Spielstättenporträt Oberhafenquartier

Culture Clash oder die Seele der HafenCity

Das Oberhafenquartier ist das neue Kultur- und Kreativquartier für Hamburg und steht mit seinem alternativen Industriecharme ganz im Kontrast zur schicken neuen HafenCity

vonIrem Çatı,

Im gefühlten Minutentakt rattern Regional- und Güterzüge direkt über die Köpfe der Besucher des Oberhafenquartiers hinweg. Doch genau das macht den Industriecharme des ganzen Geländes so authentisch. Das 67000 Hektar große Areal gehörte früher der Deutschen Bahn und wurde als Güterbahnhof genutzt. Das sieht man heute immer noch an den lang gestreckten Lagerhallen, kleinen Geschossbauten und ehemaligen Gleisanlagen. Kaum zu glauben, dass dieses Gebiet zur neuen und schicken HafenCity gehört. Im Gegensatz zu den exklusiven Wohnungen und diversen Anwaltskanzleien entsteht im Oberhafenquartier ein Künstler- und Kreativquartier, in dem sich mittlerweile Gewerbetreibende, Filmemacher, Fotografen und sogar eine Töpferin angesiedelt haben.

2011 gab es ein Auftaktsymposium der Stadt Hamburg und der Kreativgesellschaft auf Kampnagel, um die Zukunft des Oberhafenquartiers zu planen. Mit in die Gespräche involviert war auch einer der ersten Mieter: der 1999 von Ulrich Bildstein und Franck-Thomas Link gegründete Hamburger Kammerkunstverein. „Wir wollten keine Gewerbeflächen für die Kreativindustrie, sondern eine kreative Quartiersentwicklung“, erzählt Bildstein. Ziel des Kammerkunstvereins war es, das Oberhafenquartier heterogen zu halten und neben Musikern auch andere kreative Köpfe mit ins Boot zu holen. „Das macht das Quartier spannend und sorgt für Anschluss. Dadurch bekommt es Charakter.“

Selbstgekochte Suppe, Wein und kurze musikwissenschaftliche Vorträge

Neben den vielen, größtenteils privaten Unternehmen im Oberhafenquartier gibt es aber auch einige öffentliche Player wie den Kammerkunstverein, die Oberhafenkantine und seit 2014 die Halle 424.

Konzertsaal im Oberhafenquartier/Halle 424
Konzertsaal im Oberhafenquartier/Halle 424 © Oberhafenquartier

Aus dem ehemaligen Studio des Fotografen Jürgen Carstensen ist mittlerweile ein Veranstaltungsort für Klassik- und Jazzkonzerte geworden. Unterstützung für die Konzerte bekommt Carstensen vom Kammerkunstverein. Dieser organisiert einmal im Monat in der Halle 424 die sogenannten „Feierabendkonzerte“, bei denen es vor dem etwa einstündigen Musikprogramm selbstgekochte Suppe, Wein und einen kurzen musikwissenschaftlichen Vortrag von Ulrich Bildstein gibt. „Das kommt gut bei den Leuten an und gibt dem Abend Persönlichkeit. Die Besucher merken, dass die Musik gar nichts Abstraktes ist“, erklärt er. Wer mag, kann anschließend sogar noch mit den Künstlern plaudern. Außerdem gibt es Werkstattkonzerte des Ensemble Reflektor und Ensemble Resonanz sowie einzelne Klavier- oder Kammerabende verschiedener Musiker.

Zu Anfangszeiten hatte die Halle 424 dreißig bis vierzig Besucher, mittlerweile kommen knapp über hundert zu den Veranstaltungen. Das durchmischte Publikum besteht aus Leuten, die nicht so klassikaffin sind, solchen die nach Feierabend aus der HafenCity herüber kommen und aus älteren und jungen Menschen. „Die Halle hat zwar Kapazität für 199 Besucher aber mein Ziel sind 150 pro Konzert“, sagt Bildstein. Bleibt zu hoffen, dass er noch viele Hamburger und andere ins Oberhafenquartier, der Seele der HafenCity, locken kann.

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