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Porträt Olga Peretyatko

»Ich bin keine normale Sängerin«

Privat hört sie am liebsten gute Electronic Bands, ihre immer zahlreicheren Fans verwöhnt Olga Peretyatko weltweit mit Belcanto vom Feinsten.

vonMichael Blümke,

Gesungen hat sie schon immer. Angeblich sogar, bevor sie sprechen konnte. Folgerichtig kam sie schon als kleines Mädchen in den Chor. Auch Geige hat sie gelernt. Aber an der verlor sie nach wenigen Jahren das Interesse. Die Lust an der Stimme aber blieb. Und so wurde Olga Peretyatko mit 15 in den Kinderchor des Mariinsky-Theaters aufgenommen. Trotzdem dachte sie nicht daran, das Singen zum Beruf zu machen. Zumindest nicht direkt. Zur Chorleiterin wollte sie sich ausbilden lassen. Gott sei Dank kam es anders.

Hört man die Mühelosigkeit, mit der die Stimme der Petersburgerin in schwindelerregende Regionen aufsteigt, mag man kaum glauben, dass sie in ihrer Jugend als Alt eingestuft wurde. Erst mit 20 prognostizierte eine Privatlehrerin, dass sie zu Höherem berufen ist. Seitdem ist Olga Peretyatko auch in der dreigestrichenen Oktave zu Hause. Geschmeidige Koloraturen und eine absolut selbstverständliche Geläufigkeit sind nur zwei der Faktoren, die ihre souveräne Technik unterstreichen. „Technik ist die Grundlage, auf der man alles andere aufbaut“, erläutert sie. Das Mitreißendste an ihr ist aber diese unbändige Lust am Singen, die sich unmittelbar überträgt, nicht nur auf der Bühne, sondern selbst auf CD.

Wegen Mozart nach Deutschland

Mozart wollte sie singen und dachte, der beste Ort, das zu lernen, wäre Deutschland. So absolvierte sie 2002 die Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin und wählte Brenda Mitchell als Professorin, weil das der einzige angelsächsische Name war und Olga damals außer Russisch nur Englisch sprach. (Heute parliert sie auch fließend auf Deutsch und Italienisch.) Nach eigenem Bekunden hätte sie keine bessere Entscheidung treffen können, „Brenda Mitchell war genau die Richtige für mich.“

In Berlin traf es sich gut, dass sie in der Kindheit auch ein paar Jahre Geige gespielt hatte, denn so ein Studium will schließlich finanziert sein. So tat sich die Sopranistin mit einigen Kommilitonen zu einem Streichquartett zusammen und gab Konzerte in Altenheimen und Krankenhäusern. Viel sprang dabei nicht heraus, aber „für Nudeln mit Soße reichte es.“

Nach drei Jahren wechselte sie von der Spree an die Elbe – auch wenn sie ihre Studentenbude am Prenzlauer Berg bis heute nicht aufgegeben hat. Das Opernstudio der Hamburgischen Staatsoper sollte die nächste Etappe werden, dort konnte sie wertvolle Bühnenerfahrung sammeln.

Wahlheimat Italien

 

Schon während ihrer Hamburger Zeit jedoch entdeckten die Italiener sie für sich. 2006 debütierte sie beim Rossini Opera Festival in Pesaro, um bereits im Jahr darauf an der Seite von Juan Diego Flórez als Desdemona in Rossinis Otello zurückzukehren. Seitdem ist sie regelmäßiger Gast in der Adria-Hafenstadt, wofür es allerdings auch einen privaten Grund gibt: Der Dirigent Michele Mariotti hat das Herz der schönen Russin erobert.

Mittlerweile ist sie auf der ganzen Welt zu Hause. Gerade brillierte sie bei den Salzburger Festspielen in Mozarts Lucio Silla, ihre nächsten Verpflichtungen führen sie an die Scala und die Met. Erfreulicherweise handelt die Sängerin nach dem Motto „lieber später als zu früh“, wenn es um ihre Stimme geht. „Man braucht schon auch Verstand für diesen Beruf und muss auch nein sagen können.“ Nur in einer Hinsicht findet sie es schade, ein lyrischer Koloratursopran zu sein – ihre Traumrolle Carmen bleibt damit unerreichbar.

Ansonsten sorgt Olga Peretyatko dafür, immer genug Schlaf zu bekommen und sich fit zu halten. „Wenn ich gesund bin, bin ich immer ruhig, dann kann ich mit meiner Stimme alles machen.“ Sie spielt Tennis, joggt, praktiziert Yoga – und ist Trägerin des roten Karate-Gürtels. „Ich bin eben keine normale Sängerin. Karate hat mir vieles beigebracht“, meint sie und fügt augenzwinkernd hinzu, „nennen Sie mich einen Kampf-Sopran.“

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