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Porträt Olga Scheps

Willkommen zu Hause

Sie ist jung, schön und unglaublich talentiert: die Pianistin Olga Scheps. Hier stellt sie ihre neue CD mit den Klavierkonzerten von Frédéric Chopin vor

vonStefanie Paul,

Nun also Chopin. Olga Scheps sitzt in einem Kölner Café, die nebelverhangene Hohenzollernbrücke in Sichtweite, vor sich eine Tasse mit grünem Tee – und schwärmt von Frédéric Chopin. Einem ihrer Lieblingskomponisten, wie die junge Pianistin mit einem verlegenen Lächeln gesteht. „Mir gefällt vor allem seine offene und klare Sprache“, sagt die 27-Jährige Wahl-Kölnerin. Bei Chopin gehe es um menschliche Gefühle. Um eine Musik, die aus dem Herzen gesprochen sei. Daher verstehe man bei Chopin sofort, um was es gehe – ganz egal, ob man mit klassischer Musik nun etwas am Hut habe oder nicht. Gefühle hat jeder Mensch. Gefühle versteht jeder Mensch.

Diese Direktheit, diese Offenheit gefällt Olga Scheps. Chopin zu spielen, sei für sie daher immer auch ein bisschen wie nach Hause zu kommen. Denn die Musikerin legt diese Offenheit, diese Direktheit auch in ihr Spiel, sie will mit ihrem Publikum in Kontakt treten, einen Dialog beginnen. „Jemand erzählt etwas und ein anderer hört zu, lässt sich mitreißen und inspirieren, ohne diesen Dialog funktioniert Musik nicht“, sagt die Musikerin. So entstehe doch überhaupt erst die Musik.

Chopins Klavierkonzerte in ungewohnter Bearbeitung

Demnächst erscheint nun die neue CD der in Moskau geborenen Pianistin. Darauf zu hören, wie könnte es anders sein: Chopin. Die Klavierkonzerte 1 und 2. Damit hat sich Olga Scheps einen ihrer „vielen kleinen Träume“ erfüllt. Die Aufnahmen entstanden zusammen mit dem Stuttgarter Kammerorchester – einem sehr feinsinnigen Ensemble, wie Olga Scheps erklärt – und dessen Chefdirigenten Matthias Foremny. Aufgenommen wurde an zwei Tagen im Studio des SWR in Stuttgart. Es sei eine besondere Bearbeitung der Stücke, für Kammerorchester, ohne Bläser, nur Streicher. „Das ist eine ganz besondere Entdeckung für jeden, der Chopins Klavierkonzerte in so einer Bearbeitung noch nicht kennt“, schwärmt die Pianistin über die Aufnahmen.

Pünktlich zur neuen CD geht Olga Scheps auch auf Tour und tritt – als Heimspiel – in der Kölner Philharmonie auf. Im Gepäck wird sie dann auch wieder jede Menge Schokolade haben. Denn die isst sie vor einem Auftritt in Mengen. „Ich kann nicht hungrig auf die Bühne gehen“, sagt Olga Scheps. Die Schokolade gebe ihr das Gefühl, genug Energie zu haben.

Ihre Eltern sind ihr Vorbilder und Kritiker zugleich

Vor rund 20 Jahren zog Olga Scheps mit ihrer Familie von Moskau nach Deutschland. Zuerst nach Wuppertal, dann nach Köln. Ihr Vater Ilja ist Pianist und Professor an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Ihre Mutter Tamara ist ebenfalls Pianistin. Genauso wie die ältere Schwester Anna. Prädikat: Musikerfamilie? Ihre Eltern hätten sie nie zum Klavierspiel gedrängt. „Das kam ganz automatisch“, sagt die junge Frau mit den langen, dunkelbraunen Haaren. Kinder würden doch oft das Verhalten ihrer Eltern imitieren, „und bei uns wurde eben immer Klavier gespielt“, erklärt die Virtuosin ihre Berufswahl. Ihre Eltern seien bis heute ihre ehrlichsten Kritiker. Von ihnen habe sie auch Disziplin gelernt. Dafür sei sie ihnen bis heute dankbar. „Meine Eltern haben mir beigebracht, wenn du etwas erreichen willst, musst du dafür auch etwas tun“, erklärt Olga Scheps.

Sich weiterzuentwickeln ist ihr wichtigstes Ziel

Diese Bodenständigkeit ist nicht etwa gespielt oder aufgesetzt, sie ist ernst gemeint. Der 27-Jährigen ist das Bild des abgehobenen Klassikstars anscheinend komplett fremd. 2010 erhielt sie für ihre Debüt-CD den Klassik-ECHO – als beste Nachwuchskünstlerin. Für die Pianistin allerdings kein Grund abzuheben. „Ich habe nie das Gefühl oder das Bedürfnis gehabt, stehen zu bleiben. Ich versuche, immer weiter an mir zu arbeiten und Neues zu lernen“, sagt sie. Stattdessen vergleicht sich Olga Scheps sogar ganz profan mit einem Leistungssportler. Um ein Stück mühelos spielen zu können, bedürfe es harter Arbeit und stundenlangen Trainings. Erst dann, wenn man sich über die Technik keinerlei Gedanken mehr machen müsse, könne man an den Inhalt des Stückes gehen, an die Gefühle denken. Das sei einerseits ein Knochenjob, andererseits aber auch völlige Freiheit. Denn sie könne den ganzen Tag genau das tun, was ihr wirklich Spaß mache – was sie liebe.

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