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OPUS KLASSIK 2018: Kathrin Christians

Zwischen Höhen und Tiefen

Die Flötistin Kathrin Christians erhält für ihre Debüt-CD den OPUS KLASSIK als beste Nachwuchskünstlerin. Die Werkauswahl der Einspielung lässt Parallelen zu ihrem Lebenslauf zu.

vonJohann Buddecke,

Eigentlich wollte Kathrin Christians Dudelsack spielen. Dann waren es aber wie so oft die Eltern, die in diesem Fall wahrscheinlich nicht ganz uneigennützig meinten, sie sollte es doch besser mit einem anderen Instrument probieren. „Wenig später fand ich mich in einem Querflötenkurs wieder“, erzählt die Flötistin heute und bezeichnet die Begegnung mit ihrem Instrument als Liebe auf den ersten Blick. Gerade einmal zehn Jahre alt war sie damals.

Kurz darauf waren es wieder die Eltern, die den weiteren musikalischen Weg ebneten: Sie nahmen ihre Tochter mit zu Freunden, deren Sohn begeistert Violine studierte. Vom Ehrgeiz und von der Leidenschaft des jungen Violinisten begeistert, fasste sie den Entschluss es selbst zu probieren und Musikerin zu werden. „Er sagte mir damals, ich könne Profi werden“, erinnert sich Christians begeistert zurück. Ihren Plan begann sie sofort in die Tat umzusetzen.

Das große Ziel vor Augen

Und so nahm sie schon während der Schulzeit ein Studium an der Mannheimer Musikhochschule auf, studierte später in München, danach in Stuttgart. Für den Abschluss übte sie täglich stundenlang, perfektionierte ihr Spiel bis ins kleinste Detail, ohne jedoch ihr großes Ziel aus den Augen zu verlieren. Die Prüfung bestand sie mit Bestnote und zusätzlicher Auszeichnung – eine Eintrittskarte zu den Heidelberger Sinfonikern, bei denen sie im Alter von nur 23 Jahren als erste Soloflötistin zu spielen begann, brauchte sie dort schon lange nicht mehr.

Kathrin Christians
Kathrin Christians © Janine Kühn

Gemeinsam mit dem Orchester entdeckte sie ihre zweite Leidenschaft: das Reisen. So musizierte sie bislang in ganz Europa sowie in Asien – und engagiert sich nebenbei als Botschafterin der Initiative Musicians for Human Rights. Dann jedoch folgte der Schicksalsschlag, als sie durch einen Schlaganfall halbseitig gelähmt wurde. Doch wie einige Jahre zuvor mit ihrem Instrument steckte sie sich als Ziel, die Lähmung zu überwinden, um wieder musizieren zu können. Mit Erfolg! „Das Musikerleben ist dabei manchmal fast wie eine sportliche Betätigung“, resümiert Christians aus ihrer jetzigen Perspektive. Heute steht Christians wieder als Solistin auf der Bühne und konzertiert sowohl mit Orchestern als auch in kammermusikalischen Besetzungen.

Ausgezeichnet in der Kategorie „Beste Nachwuchskünstlerin“: Kathrin Christians

Kurz nach dem Schlaganfall erschien ihr Debüt-Album bei hänssler CLASSICS, das sie gemeinsam mit Ruben Gazarian und dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn eingespielt hat. Für diese Veröffentlichung erhält Kathrin Christians nun den OPUS KLASSIK als Nachwuchskünstlerin des Jahres (Flöte). Auf dem Album ist selten gespieltes Repertoire von Jindřich Feld, Mikis Theodorakis und Mieczysław Weinberg zu hören – die ausgewählten Werke, unter anderem Felds „Concerto per Flauto ed Orchestra“, zeugen dabei von künstlerischer Tiefe, Vielfalt und Wagemut.

Den teils düsteren Eindruck und die extremen Wendungen hin zu überschwänglicher Freude, die den Stücken innewohnen, deutet die Flötistin als Versinnbildlichung des Lebens. Vom einen Extrem ins andere, zwischen Höhen und Tiefen. „Dabei berührt es mich umso mehr, je düsterer es wird.“ Und so passt sich Kathrin Christians‚ Debüt-Album ihrem eigenen Lebenslauf erstaunlich genau an – ob ihr selbiges mit einer Zusammenstellung aus dem Dudelsackrepertoire gelungen wäre, bleibt doch stark anzuzweifeln.

Sehen Sie hier Kathrin Christians mit Richard Strauss‘ Sonate op. 18 Es-Dur:

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