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Porträt Quadro Nuevo

Musik aus dem Chaos

Weltreisende mit mehr als zwei Dutzend Instrumenten: Seit 20 Jahren sind Quadro Nuevo rund um den Erdball auf Klangexpeditionen

vonChristina Bauer,

„Das Leben ist oft ein bisschen ein Chaos.“ Mulo Francel lacht: Willkommen im Leben des 48-jährigen Saxofonisten, vor allem aber im (Da-)Sein des Ensembles Quadro Nuevo, das eben dieses Chaos wohlklingend verkörpert. Seit 20 Jahren bereichern diese vier Instrumentalisten nun schon die (Welt-)Musik-Branche – kennen indes tun sich die Instrumentalisten aus München und Umgebung noch viel länger. Francel und Bassist D. D. Lowka etwa spielten schon in einer Jugendband zusammen und studierten später gemeinsam in Linz, während Akkordeonist Andreas Hinterseher und Harfenistin Evelyn Huber ihrem Studium in der bayerischen Landeshauptstadt nachgingen.

Ursprünglich in einer Spontangründung als reines Männerquartett entstanden, hatten die Herren 2008 umdenken müssen, als ihr mittlerweile verstorbener Gitarrist Andreas Wolf tragisch verunglückte: Den lieb gewonnenen Bandkollegen wollten sie nicht einfach schnöde ersetzen. Also luden die Drei die musikalisch außergewöhnlich umtriebige Harfenistin ein, mit der Francel bereits seit Jahren im Duo improvisierte – seither ist Hubers virtuos-temperamentvolles Spiel ein Charakteristikum des Quadro-Nuevo-Sounds.

Von Hackbrett bis Akkordeon: Die Vielfalt gibt den Ton an

Wie alle in der Band ist auch die Bayerin Multi-Instrumentalistin, spielt etwa das mittelalterliche Hackbrett Salterio. Francel wiederum begibt sich neben Saxofonen und Klarinetten bisweilen sogar an Mandoline und Gitarre – sein Lieblingsinstrument? „Das, das ich gerade in der Hand halte.“ Was meistens dann doch das Tenorsaxofon ist. Wobei er keineswegs den Ton angeben, sondern vor allem Impulse geben wolle: Am Ende mischten alle mit, sei die Ensemblestimme eine gemeinsame. In selbige bringt Lowka ein robustes Bassfundament, elegante Soli und eine unerschütterliche gute Laune ein, während Hinterseher, wie Francel, über das Instrument hinaus oft als Arrangeur oder Komponist am Werk ist. Klar, dass solch große Vielfalt von allen Beteiligten auch Kompromisse verlangt – nicht zuetzt in organisatorischer Hinsicht, wenn schon mal ein Familienurlaub verschoben wird, um auf einem Jazzfest in Athen spielen zu können. Doch in diesem Vierer harmoniert eben mehr als nur das Musikalische, Francel nennt es eine „glückliche Konstellation“. Die sich ebenso in der Carnegie Hall wie in Bars zusammenfindet, auf dem Jazzfestival in Montreal wie auf den Plätzen Südeuropas – und natürlich daheim in München wie beim Tango-Flashmob vor dem Hofbräuhaus.

Zahreiche Preise pflastern ihren musikalischen Weg

Auf 3.000 Konzerte sind Quadro Nuevo so in ihren zwei Jahrzehnten gekommen – und jedes Mal sind bis zu 30 Instrumente im Einsatz! Dass da bisweilen mal eines auf der Tourstrecke bleibt, liegt nah: So stand Francel in Bad Homburg schon mal ohne Saxofon auf der Bühne, während in Ulm eines „übrig“ war … Und doch möchte keiner von ihnen die zahlreichen (Welt-)Reisen missen, bieten diese doch eine Fülle inspirierender Begegnungen und Erlebnisse, aus denen das Quartett immer wieder schöpft. „Wir suchen stets interessante Lieder und Melodien, die etwas Magnetisches haben, die wir gern spielen und die auch ein Sprungbrett für Improvisation bieten.“ Das Ergebnis: angejazzte Weltmusikklänge mit bevorzugt südlicher Note, von Valse Musette und Canzone Italiane bis zu Bossa Nova und Tango. Eine Mischung, die ankommt, wie nicht nur ihre zahlreichen Top-Platzierungen in den Jazz- und Weltmusik-Charts belegen, sondern auch German Jazz Awards in Gold und Platin sowie zwei ECHOs oder der Europäische Impala Award. Ein bisschen Chaos bringt manchmal eben auch Großes hervor.

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