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Porträt Sébastien Daucé

Mission Musik

Sébastien Daucé, Gründer des Ensembles Correspondances, möchte mit seiner Kunst ausdrücklich auch klassikferne Menschen erreichen.

vonIrem Çatı,

Wie kommt man als Dreizehnjähriger in der tiefsten Bretagne zur Barockmusik? Im Fall von Sébastien Daucé waren es keine musikbegeisterten Eltern oder ein besonders prägender Lehrer, sondern schlicht das Radio, das seine Neugier geweckt und seine Liebe zur Musik entfacht hat. Diese Erfahrung prägte den Organisten, Cembalisten und Dirigenten nachhaltig, und so hat er es sich zum Ziel gemacht, mit seiner Musik besonders diejenigen zu erreichen, die mit Klassik nicht so viel zu tun haben. „In diesem Jahr übernehme ich die künstlerische Leitung des Festivals Promenades Musicals du Pays d’Auge in der Normandie, und stehe damit in direkter Verbindung mit dem Publikum. Ich mache mir viele Gedanken darüber, wie ich die Menschen dort zur Musik bringen und sie mit ihr verbinden kann“, erklärt er. Bei ihm selbst hat das Radio dazu geführt, dass er sich über das Instrumentalspiel immer weiter mit der Barockmusik beschäftigte und schließlich am Konservatorium in Lyon Orgel und Cembalo bei Françoise Lengellé und Yves Rechsteiner studierte.

Danach hat der 1980 in Rennes geborene Daucé zunächst als Continuospieler und Dirigent unter anderem für das Ensemble ­Pygmalion und beim Festival d’Aix en Provence gearbeitet, bis er 2009 mit nur 29 Jahren das Ensemble Correspondances gegründet hat. Der Name kommt vom gleichnamigen Sonett Baudelaires, das von einem Dialog zwischen Menschen und der Natur handelt. Die Sänger und Instrumentalisten kannte er bereits von seinem Studium in Lyon. „Ich hatte schon immer größeres Interesse daran, mit anderen zusammenzuarbeiten, als alleine Bachs ‚Goldberg-Variationen‘ zu üben“, erinnert er sich. „Ich zeige gerne das Talent der Musiker, mit denen ich zusammenarbeite, und so kam der Moment, an dem ich das Risiko eingegangen bin und losgelegt habe.“

2009 gründete Sébastien Daucé sein Ensemble Correspondances
2009 gründete Sébastien Daucé sein Ensemble Correspondances

Musiker, Verleger und Unternehmer: Sébastien Daucé

Seitdem setzen Sébastien Daucé und das Ensemble Correspondances ihren Schwerpunkt auf die französische Musik des 17. Jahrhunderts und bemühen sich um die Erhaltung der Werke von bekannten Komponisten wie Marc-Antoine Charpentier und die Wiederbelebung vergessener Komponisten wie Etienne Moulinié. Die Vorteile, mit einem eigenen Ensemble zu arbeiten, sieht Daucé darin, über seine Fähigkeiten als Musiker hinauszugehen und die Arbeit des Verlegers und Unternehmers zu entdecken. „Manchmal kommst du mit einem Stück, das weder die Musiker noch das Publikum kennen, aber du setzt großes Vertrauen in die Musik und bittest deine Kollegen, es dem Publikum zu zeigen und es zu lieben.“ So ist 2015 nach dreijähriger Forschungsarbeit auch das Album „Le Concert Royal de la Nuit“ entstanden, das das ­Ensemble international bekannt machte und ihm zahlreiche Preise wie den Gramophone Editor’s Choice und den Echo Klassik einbrachte. Dieses für Ludwig XIV. komponierte Stück, nach seiner Uraufführung 1653 nicht mehr gespielt, wurde von Daucé rekonstruiert und wieder zur Aufführung gebracht. Zwei Jahre später entwickelte Francesca Lattuada auf dieser Grundlage das Ballet „Royal de la Nuit“, mit dem das Theater Caen 2020 auf Tournee in Frankreich und ­Europa ging.

Im nächsten Jahr feiert das Ensemble sein fünfzehnjähriges Bestehen. „Daran habe ich gar nicht gedacht, weil ich nie an Geburtstage denke“, gesteht Sébastien Daucé lachend. Ist denn etwas geplant? „Nein“, sagt Daucé. „Ich habe immer eine gewisse Distanz zu solchen Dingen, weil ich lieber über die Musik spreche.“ Was er sich aber als Feier vorstellen könnte, ist die Premiere von Charpentiers Oper „David et Jonathas“, die Correspondances 2025 auf die Bühne bringt.

Album Cover für Locke: Psyche

Locke: Psyche

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