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Tag des offenen Denkmals 2018

Die größte Kulturveranstaltung Deutschlands

Der erste „Tag des offenen Denkmals“ fand 1993 statt. Seit 25 Jahren erhalten Besucher Zutritt zu besonderen Bauwerken. Auch musikalisch ist viel geboten

vonJulia Hellmig,

Ob Kirchen, Burgen oder Wohnhäuser: Einmal im Jahr öffnen besondere Bauwerke in ganz Deutschland ihre Pforten und bieten den Besuchern einen Blick hinter die Kulissen. Am Tag des offenen Denkmals erhalten alle Interessierten Zutritt zu sonst gar nicht oder nur teilweise geöffnete Stätten. Fachkundige Führer informieren über die Geschichte der Bauwerke, über ihre Bewohner und Architekten, ihre Bedeutung sowie heutige Nutzung. Auch musikalisch gibt es einiges zu entdecken – und das meist sogar kostenlos.

„Entdecken, was uns verbindet“

Im Berliner Stadtmuseum wird das Motto „Entdecken, was uns verbindet“ auf ganz besonders passende Weise zelebriert: Als bedeutendes Berliner Baudenkmal ist die Nikolaikirche, in der sich das Stadtmuseum heute befindet, mit einem kulturellen Erbe von weltweiter Geltung verbunden. Hier schuf der Kantor Johann Crüger mit der Vertonung seiner Liedgedichte von Paul Gerhardt im 17. Jahrhundert erstmals auch europäische Kulturgeschichte. Heute verbinden diese Lieder Berlin mit nahezu allen Teilen der Welt. Es singt die Capella Vocale Berlin unter der Leitung von Carsten Albrecht.

Hamburg wartet mit den unterschiedlichsten Konzertprogrammen über die ganze Stadt verteilt auf. Besucher haben die Wahl zwischen einem Konzert des Johannes Brahms Konservatorium Hamburg in der Paul-Gerhardt-Kirche Altona, einem klassischen Konzert des Hamburger Konservatoriums im Goßlerhaus oder einem Konzert in der Flussschifferkirche mit „Jugend musiziert“. Das groß angelegte Projekt „Wider die Zerstörung der Menschlichkeit – Hamburg, Europa und die Welt 75 Jahre nach Gomorrha“ mit Konzert, Lesung und Projektionen findet in der Hauptkirche St. Katharinen statt. Die Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule auf St. Pauli bietet eine außergewöhnliche Spielstätte für das Mandos Kaatz Duo, das „Lieder vom Dachboden“ vorträgt.

Flussschifferkirche Hamburg
Ein der besonderen Spielsättten: Die Flussschifferkirche in Hamburg © Wo st 01/Wikimedia Commons

Besondere Bauwerke auch musikalisch entdecken

Im Kölner Bahnhof Belvedere sind neben Führungen auch drei besondere Konzerte zu erleben. Im Mittelpunkt stehen Kammermusikwerke der Wiener Klassik auf Original-Instrumenten mit Mitgliedern des WDR-Sinfonieorchesters. Neben Mozarts Klavierquartett KV 478 wird auch das „Grand Quatuor“ für Klavier, Violine, Viola und Violoncello sowie ein Streichtrio des österreichischen Komponisten, Geigenvirtuosen und Beethoven-Freundes Franz Clement (1780-1842) zu hören sein. Diese beiden Werke lagerten in den Tiefen eines Wiener Archivs, ehe sie erst kürzlich von Reinhard Goebel entdeckt wurden.

Und im Süden lohnt ein Abstecher im Stuttgarter Westen. Dort liegt das Schloss Solitude, das als die anspruchsvollste und persönlichste Schöpfung von Herzog Carl Eugen von Württemberg gilt. Von der weitläufigen Schlossanlage mit riesigen Gärten sind große Teile erhalten. Hier können Besucher ganz in die Welt des Barock und der höfischen Gesellschaft eintauchen und sich in die Zeit von Herzog Carl Eugen versetzen. In der Schlosskapelle mit dem frühklassizistischen Innenraum erklingt immer zur Viertelstunde die Mühleisen-Orgel, gespielt von der Organistin Natalia Ryabkova.

Tag des offenen Denkmals

Der erste Tag des offenen Denkmals fand 1993 erstmals in Deutschland statt und geht auf eine Initiative des Europarates zurück. Das Jahresmotto „Entdecken, was uns verbindet“ nimmt ausdrücklich Bezug auf das Motto des Kulturerbejahrs „Sharing Heritage“. Es begibt sich auf die Suche nach europäischen Einflüssen in deutschen Denkmälern. „Dass die Feier zu 25 Jahre Tag des offenen Denkmals in Deutschland mit dem Europäischen Kulturerbejahr 2018 zusammenfällt, kommt wie gerufen“, berichtet Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. „Der Tag des offenen Denkmals hat sich innerhalb von 25 Jahren zur größten Kulturveranstaltung Deutschlands entwickelt.“

concerti-Tipp:

Tag des offenen Denkmals
9. September 2018

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