„There are no wrong notes on the piano, just better choices“ – so beschrieb Jazzlegende Thelonious Monk einst seinen ganz eigenen Stil. Als Mitbegründer des Bebops zählt er heute zu den einflussreichsten Komponisten innerhalb des Genres, seine eigenwilligen Kompositionen und sein experimenteller Improvisationsstil ebneten den Weg für den späteren Free Jazz.
Obwohl Thelonious Monk zeitlebens als wundersamer Außenseiter wahrgenommen wurde, der durch seine hünenhafte Gestalt mit Ziegenbart, dunkler Sonnenbrille und dem Hang zu außergewöhnlichen Kopfbedeckungen das Hipster-Image der New Yorker Jazzszene zu Beginn der 1940er Jahre maßgeblich mitprägte, stand seine musikalische Bedeutung nie zur Disposition.
Vom Hausbandpianist zum Jazzkomponist
Alles begann im ersten Stock eines Hotels in der 21. West 118. Straße in Harlem, New York. Dort, im legendären Minton’s Playhouse, traf sich seit Mitte der 1930er Jahre das spätere Who’s who der Jazzszene – Musiker wie Louis Armstrong, Dizzy Gillespie und Charlie Parker musizierten hier in Jamsessions miteinander und entwickelten ganz nebenbei den Jazzstil, der als Bebop weltberühmt werden sollte.
Von Anfang an dabei war auch Thelonious Monk, der der Hausband als Pianist angehörte und schnell durch sein exzentrisches Spiel auf sich aufmerksam machte. Nach ersten Erfolgen auf dem neugegründeten Plattenlabe Blue Note Records hatte er sich bereits Anfang der 1950er Jahre einen festen Platz in der Ruhmeshalle des Jazz erspielt, seine späteren Alben „Brilliant Corners“ und „Monk’s Music“ gelten als Meilensteine des Modern Jazz.
Absolute Hingabe und totale Verweigerung
Lediglich 71 Kompositionen schuf Monk von Anfang seiner Karriere bis zu seinem Rückzug Mitte der 1970er Jahre. Im Vergleich zu anderen Jazzlegenden wie Duke Ellington, der über 2000 Werke komponierte, ein recht schmales Œuvre. Dennoch gelang es ihm, innerhalb seines nur schmalen Schaffens, eine beinahe eigenständige musikalische Sprache zu entwickeln, die bis heute als eine, auf dem Bebop basierende individuelle Ästhetik wahrgenommen wird.
Monks klangliche Vorstellungen reichten dabei von harmonisch-komplexen Themen, fernab populärer Jazzstandards bis hin zur totalen musikalischen Verweigerung einzelner, nur aus einem Ton entwickelter Stücke. Seine Kompositionen „Round Midnight“, „Blue Monk“ und „Ruby, My Dear“ zählen zu den Klassikern des Jazz und werden bis heute auch weit über die Genregrenzen rezipiert.
Die klangliche Traumwelt des Thelonious Monk
Hinter den extravaganten Kompositionen und dem markanten Äußeren verbarg sich jedoch eine introvertierte, verletzlich Persönlichkeit, der es zeitlebens schwerfiel, sich sowohl künstlerischen wie auch gesellschaftlichen Konventionen anzupassen. Von Zeitgenossen wurde Thelonious Monk, der sich zeitweise vollständig in seine eigene klangliche Traumwelt zurückzog und unter Phasen tiefer Depressionen litt, als unzugänglich und manisch beschrieben. Monk wich nie von seinem eigenen Lebensrhythmus ab, schlief wann und wo er wollte und sprach in Interviews mitunter nicht ein verständliches Wort. Bei Live-Konzerten verhielt er sich ebenfalls oft ungewöhnlich, verfiel immer wieder in tranceartige Zustände und begann wild zu tanzen. All diese Wesenszüge prägten Monks Image vom sonderlichen Jazzpionier bis heute.
Seinen Lebensabend verbrachte Thelonious Monk zurückgezogen von der Außenwelt und in Apathie verfallen mit seiner Frau, die ihm zeitlebens zur Seite stand. Monks Traum jedoch, einen tiefgründigen Modern Jazz zwischen Komposition und Improvisation zu schaffen, ging trotz seines persönlichen Schicksals in Erfüllung.
Thelonious Monk in Aktion: