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Porträt Trio Jean Paul

Ein wohl gewählter Namensgeber

Das Trio Jean Paul sucht die Poesie in der Musik

vonKlemens Hippel,

Ob sie nun einen Ort oder eine Person wählen – ästhetische Konzepte oder Programme sind selten im Spiel, wenn Kammermusikformationen sich einen Namen geben. Das Trio Jean Paul stellt da eine Ausnahme dar: Sein Namenspatron steht für das großes Interesse, das Pianist Eckart Heiligers, Geiger Ulf Schneider und Cellist Martin Löhr an der engen Beziehung von Sprache und Musik haben. Wie kaum ein anderer Dichter hat Jean Paul auf die Musik und Musiker seiner Zeit gewirkt. Und die Faszination daran, sich in poetische Ideen von Musik hinein zu fühlen, hat beim Trio Jean Paul auch nach mehr als 20 Jahren gemeinsamen Musizierens kein bisschen nachgelassen. Immer noch machen sie stets „die sprachlich-rhetorischen Elemente der Musik zum Ausgangspunkt ihrer Interpretationen“, wie sie erklären.

 

Dabei reicht ihr Repertoire weit über die Musik des Jean-Paul-Zeitalters hinaus bis in die Gegenwart. Denn dass für ihre große Liebe, das Klaviertrio, in der Gegenwart recht wenig geschrieben wird, schmerzt die drei Musiker schon. So anspruchsvoll und komplex die Kombination aus Klavier, Violine und Violoncello für den Komponisten sein mag, für die Instrumentalisten bietet sie sehr viel Raum, sich zu entfalten. Allein im Klangbild hat man so viele Möglichkeiten im Klaviertrio: „Als Streicher kann man versuchen, mit dem Flügel zu verschmelzen, aber auch seine eigene Farbe hinzufügen“ – so beschreibt Cellist Martin Löhr die faszinierende Menge von Optionen dieser Besetzung, die auch je nach Komponist und Epoche ganz verschieden sind: Ein Haydn gehe ganz anders als ein Mendelssohn. Selbstverständlich, dass sich die Musiker auch mit der jeweiligen Aufführungspraxis vertraut gemacht haben.

1993, mit dem Gewinn des Kammermusikwettbewerbs in Osaka, begann die internationale Karriere des 1991 gegründeten Ensembles, das eine überzeugende Mischung einer Formation aus Solisten und einem „reinen“ Kammermusik-Ensemble darstellt. Alle drei haben auch als Solisten diverse Wettbewerbspreise gewonnen, für keinen ist das Trio der „Brotberuf“ geworden. Trotzdem ist es ein Schwerpunkt der eigenen Arbeit, dem sie sehr viel Zeit widmen. Zwischen Berlin, Hannover und Zürich, wo die Musiker ihre Professuren haben, trifft man sich oft in der „Mitte“ in Hannover, um zu arbeiten. Und Cellist Martin Löhr hat ja noch einen dritten Hauptberuf als Solocellist der Berliner Philharmoniker.

Bei ihrer Begeisterung für rhetorische Prinzipien in der Musik kann es kaum verwundern, dass das Trio Jean Paul nicht zu den Ensembles zählt, die sich vorwiegend spielend verständigen. Bei ihm wird in der Probe viel gesprochen und diskutiert, immer wieder neu nachgedacht und nachgefragt. Und da man ja nur zu dritt ist, kommt nicht nur jeder zu Wort, man kann auch immer gut entscheiden: „Im Trio gibt es immer eine klare Mehrheit“, sagen die Musiker.

Das ist ein Vorteil ihrer Besetzung. Der andere: Es gibt zwar viel weniger Werke als etwa für Streichquartett, doch dafür sind sie umso bedeutender: Beethoven zum Beispiel begann ja mit einem Klaviertrio seine Werkreihe, und unter den wenigen zu Schuberts Lebzeiten gedruckten Instrumentalwerken sind gleich zwei Klaviertrios. Eine Verbindung von „tänzerische Leichtigkeit und Wehmut“ sieht Löhr in Schuberts Musik, sie sei stets wie eine Wanderung. Man darf darauf gespannt sein, wie die drei die reiche Dynamik, in der noch ganze Welten liegen zwischen pp und ppp, zum Klingen bringen.

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