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Porträt SIGNUM saxophone quartet

Vier gewinnt!

Auf Alleingänge hatten die Jungs keine Lust – und gründeten das SIGNUM saxophone quartet

vonStefanie Paul,

Der erste Höreindruck lässt einen stocken. Irritiert wandert der Blick auf das CD-Cover, dann hinüber zu den Boxen, aus denen Griegs Aus Holbergs Zeit erklingt – ein Klang, so zart, so fein, so weich. Und da soll gerade ein Saxophon-Quartett spielen? Unmöglich. Mehr als 170 Jahre ist es inzwischen her, dass der Belgier Adolphe Sax dieses seltsam anmutende Instrument aus viel Blech und wenig Holz erfand. Doch so, wie es nun aus dem Lautsprecher dringt, ist das Saxophon bisher wohl nur sehr selten zu hören gewesen.

Es ist ein kalter Mittwochnachmittag in Köln-Mühlheim. Dunkel und behäbig zieht der Rhein dahin. Im Probenraum eines alten Fabrikgebäudes am Flussufer haben die Mitglieder des SIGNUM saxophone quartet soeben ihre Instrumente weggelegt und auf einem weichen Sofa Platz genommen. Später soll noch weitergeprobt werden, bis in den frühen Abend hinein. Oder auch länger. Eben so lange wie sie Lust haben. Was spät werden kann, denn die Musiker brennen für ihre Sache.

Vier Personen, vier Meinungen, vier Charaktere: der lange Weg zum „Quartett-Spirit“

SIGNUM saxophone quartet– das sind: Erik Nestler, Guerino Bellarosa, Blaž Kemperle und Alan Lužar. Seit Februar 2016 spielen sie nun in dieser Besetzung zusammen. Mittlerweile habe das Ensemble, so sagen sie selbst, seinen „Quartett-Spirit“ gefunden. Bis dahin war es allerdings ein holpriger Weg, schon dreimal wechselte die Besetzung. Zuletzt als David Brand im Januar 2016 seinen Abschied bekannt gab und Guerino Bellarosa einen Monat später als neues Ensemble-Mitglied vorgestellt wurde.

Ein Quartett – das sind nun einmal vier Personen, vier Meinungen, vier Charaktere. „Das ist vielleicht nicht immer der einfachste Weg“, so die Musiker. Aber mit Sicherheit der Reizvollste und Spannendste – und künstlerisch enorm fruchtbar. Zumal es sich bei dem SIGNUM saxophone quartet um eine slowenisch-deutsch-italienische Koproduktion handelt: Erik Nestler kommt aus der Nähe von Dresden, Blaž Kemperle und Alan Lužar stammen aus Slowenien, Guerino Bellarosa ist in der Nähe von Neapel geboren.

Schon Jahre vor Gründung des Quartetts sind sich Nestler, Kemperle und Lužar über den Weg gelaufen, bei einem Meisterkurs in Slowenien. Eine Erinnerung, die alle laut auflachen lässt: Denn damals fanden sie sich alles andere als sympathisch – ja, man fand sich sogar ziemlich doof. Schließlich kreuzten sich dann im Jahre 2006 in Köln erneut ihre Wege, die Musiker studierten bei Daniel Gauthier an der Kölner Hochschule. Ein folgenreiches Wiedersehen – und der Beginn einer großen Freundschaft.

Denn die jungen Männer haben eine Vision von Klang und Zusammenspiel, die sie ausleben wollen: Kammermusik für Saxophon. Entsprechend gehen die vier in ihren Konzerten stets an ihre Grenzen – sowohl psychisch als auch physisch. „Du musst dem Publikum dein ganzes Herz, deine ganze Seele geben“, sagt Kemperle. Und so sind ihre Konzerte nie eine schlichte Reproduktion, sondern ein Zusammenspiel aus Spannung und Entspannung, klingen die Stücke immer ein wenig anders – als würden sie gerade zum ersten Mal gespielt. Man wolle nicht aalglatt sein, sondern auf der Bühne leben. Was sie mittlerweile auch erfolgreich tun, sei es nun in der Carnegie Hall, im Festspielhaus Baden-Baden oder in der Hansestadt in der Laeiszhalle, denn von den Konzerthäusern in Hamburg, Köln, Baden-Baden und Dortmund wurde das Quartett 2014/15 zum „Rising Star“ gekürt.

Ihre weit weniger glamourösen Konzertanfänge haben die aufstrebenden Stars dennoch nicht vergessen. Damals, auf der Dachterrasse eines Kölner Hotels: Es war kalt und regnete, „und wir hatten nur ein paar Zuhörer“, erinnert sich Kemperle. Zwanzig Euro Gage blieben am Ende des Abends – und die wurden dann auch gleich auf den Kopf gehauen, in einem benachbarten Fast-Food-Restaurant. Doch am Ende habe das Geld nicht einmal gereicht, um für alle das Essen zu bezahlen. Beruhigend zu wissen, dass inzwischen keine Restaurant-Rechnung mehr offen bleiben muss.

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