Mozart-Arien mit Edita Gruberova, Klaviersonaten von Fazıl Say, eine Lesung zu Hitchcocks Film „Psycho“ unter Mitwirkung von Matthias Brandt: Das waren im Februar 2014 nur drei der 31 Programmhighlights im Münchner Prinzregententheater. Kein Wunder, dass der Prachtbau, den Max Littmann 1900/01 nach dem Vorbild des Bayreuther Festspielhauses im Stadtteil Bogenhausen gebaut hat, jeden Abend Anlaufstelle für bis zu 1065 Zuschauer ist. Wenn diese im amphitheatralischen Auditorium sitzen oder durch den Jugendstil-Gartensaal flanieren, wissen aber nur wenige, dass in dem Gebäude auch tagsüber Hochbetrieb herrscht: Seit 1993 dient es nämlich als Zuhause der Bayerischen Theaterakademie August Everding.
Das bedeutet, dass dort derzeit unter Leitung von Professor Klaus Zehelein rund 200 Studenten in den Studiengängen Schauspiel, Regie, Musiktheater/Operngesang, Musical, Maskenbild, Dramaturgie, Bühnenbild und -kostüm sowie Theater-, Film- und Fernsehkritik ausgebildet werden. Und zwar unter optimalen Bedingungen: 114 Festangestellte plus freie Mitarbeiter sorgen für einen breitgefächerten Lehr- und Lernbetrieb, der alle Absolventen in Theorie und Praxis vorbereiten will. Denn „hier wird der Ernstfall nicht nur geprobt, sondern auf den Bühnen des Prinzregenten- und Akademietheaters durchgeführt“, so das Selbstverständnis der Akademie.
Optimale praktische Vorbereitung auf den Arbeitsalltag an der Oper
So sind die Schauspiel-Studenten schon im ersten Jahr von A bis Z verantwortlich für das Weihnachtsstück, welches dann gratis vor Grundschülern gezeigt wird. Doch das ist nur der Anfang: Bis zum Bachelor oder Master müssen alle Studenten ihr Können wiederholt vor Publikum beweisen oder sich aktiv am Entstehen von Produktionen beteiligen, starten also mit einschlägigen Erfahrungen in ihr Berufsleben.
Ein großes Netzwerk hilft
Möglich ist das durch hauseigene Spielstätten sowie Kooperationspartner wie das Gärtnerplatztheater oder die Hochschule für Musik und Theater. Denn die Bayerische Theaterakademie ist kein Einzeltäter, sondern arbeitet eng verzahnt in einem umfangreichen Netzwerk. So spielt etwa das Münchner Rundfunkorchester bei Salomé im Februar 2014. Im Gegenzug sind Studenten regelmäßig andernorts im Einsatz, etwa in Stücken des Metropoltheaters von Jochen Schölch, der Studiengangleiter Schauspiel ist.
In Kombination mit Klassen, die pro Jahrgang nur zwei oder drei (Regie) bis 15 (Dramaturgie) Auserwählte besuchen, ergibt das eine intensive Ausbildungssituation, die Studenten ebenso fördert wie fordert. „In kleinen Gruppen fällt es sofort auf, wenn jemand nicht bei der Sache ist“, weiß Philipp Tillotson, musikalischer Leiter im Bereich Musical. „Sich maximal einzubringen, zahlt sich aber aus. Denn obwohl der Arbeitsmarkt schwierig ist, kommen unsere Studenten dort in der Regel gut an.“
Mit Unterricht ist es dabei nicht getan. Zum Service der Akademie gehört sogar das Erstellen von Set-Cards für Vorsing- und Vorsprech-Termine, die für angehende Sänger und Schauspieler in anderen Städten organisiert werden. Im aktuellen Jahrbuch loben ehemalige Studenten daher die „Herausforderungen“ ebenso wie „die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren“, während Dozenten sie durch ihre „künstlerische Pubertät begleitet“ und ihnen „die Bausteinchen gereicht“ hätten, aus denen sie heute gemacht seien.