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Zum 140. Todestag von Emilie Mayer

Kreativ und unabhängig

Emilie Mayer hat in einer Epoche, als Männer in der Musikwelt den Ton angaben, ein sehr beachtliches Gesamtwerk geschaffen.

vonEcki Ramón Weber,

Zu Lebzeiten wurde sie gerne als „weiblicher Beethoven“ bezeichnet. Dabei war die Komponistin und Pianistin Emilie Mayer eine Zeitgenossin von Richard Wagner, Franz Liszt und Clara Schumann. Aber ihrer Epoche erschien es als extrem ungewöhnlich und untypisch, dass eine Frau nicht bloß Kammermusik und Klavierwerke für den Salon schuf, sondern sage und schreibe acht Sinfonien und fünfzehn Konzertouvertüren, das eine Frau also die große Form für den öffentlichen Konzertraum bediente. Da musste schon der Vergleich mit dem „Titanen“ Beethoven herhalten. Auch die Tatsache, dass sie mehrere Streichquartette schrieb, die intellektuelle Gattung per se, widersprach dem damaligen Genderklischee einer auf Emotionen reduzierten Weiblichkeit.

Die 1812 geborene Komponistin und Pianistin Emilie Luise Friederika Mayer stammte aus einer begüterten Apothekerfamilie. Der Vater ist Ratsapotheker in der Kleinstadt Friedland am Ostrand der Mecklenburgischen Seenplatte. Schon früh wird Emilies Talent von der Familie gefördert – zu einer Zeit, als Frauen in der Kunstausübung eher behindert werden, eine rühmliche Ausnahme. Ab dem fünften Lebensjahr nimmt Emilie Mayer Unterricht beim Friedländer Organisten Carl Driver, der sie auch zum Komponieren ermutigt.

Nach dem Tod des früh verwitweten Vaters geht sie 29-jährig nach Stettin, um bei Carl Loewe Komposition zu studieren. Damals schreibt sie das Singspiel „Die Fischerin“, Lieder, Kammermusik und erste Sinfonien. Danach, mit 35 Jahren, zieht Emilie Mayer auf Empfehlung von Loewe nach Berlin und setzt ihre Ausbildung fort: Komposition beim Musikprofessor und Universitätsmusikdirektor Adolf Bernhard Marx, Instrumentation beim preußischen Militärmusikdirektor Wilhelm Wieprecht. In jenen Jahren unternimmt sie auch Konzertreisen im deutschsprachigen Raum und etabliert in Berlin einen Salon.

Emilie Mayer: Produktiv bis ins hohe Alter

Von 1862 bis 1876 kehrt die Komponistin nach Stettin zurück und lebt bei ihrem Bruder, Apotheker wie der Vater, der sie ebenfalls in ihren künstlerischen Ambitionen bestärkt. Hier komponiert sie vor allem Kammermusik und organisiert die Drucklegung ihrer Werke. Statt sich später, mit 64 Jahren, wohlsituiert aufs Altenteil in der Provinz zurückzuziehen, geht Emilie Mayer, zeitlebens ledig, erneut nach Berlin. Hier ist sie weiterhin produktiv. 1880 entsteht eine international beachtete „Ouvertüre zu Faust“, noch in ihrem Todesjahr 1883, im Alter von 71 Jahren, schreibt sie ein „Notturno“ für den bedeutenden Geiger Joseph Joachim.

Zu ihrer Zeit wurde die Musik Emilie Mayers von Budapest bis Brüssel und von Leipzig bis Lyon aufgeführt. „Aufbruchsgeist der Romantik, jähe Stimmungswechsel, harmonische Kühnheiten“ sowie „motorische Kraft und Leidenschaft“ findet heute der Dirigent Marc Niemann, Chef in Bremerhaven, in den Werken Emilie Mayers, die er eingespielt hat. Erst seit kurzem wird die lange vergessene Ausnahmekünstlerin wiederentdeckt.

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