Es ist unverständlich, warum das erlesene und hochkarätige Liedschaffen von Isaac Albéniz über hundert Jahre nahezu vergessen wurde. Adrianna Gonzales und Iñakí Encina Oyón ändern das unter wissenschaftlichem Zuspruch in einer passionierten Gesamteinspielung mit echter Begeisterung und kongenialer Sensibilität. Diese künstlerischen Voraussetzungen sind nötig, denn der intellektuelle Kosmopolit Albéniz drängt nicht nur auf feinste Nuancen in mehreren europäischen Sprachen. Von seinen Interpreten fordert er Intellekt, Bildung und tiefe Empathie. Albéniz klingt weniger kompakt als Puccini, kräftiger als Debussy, samten wie Fauré. Sein Weltschmerz ist weniger fassbar als der Mahlers. Der Pianist lässt kein Detail unbeachtet, Adrianna Gonzales streichelt die Noten mit der weichen Melancholie ihres Timbres. Beide erfüllen die Kleinode des Spätromantikers mit hypnotischer Anmut. Eine Sternstunde.
Albéniz: Sämtliche Lieder
Adrianna Gonzales (Sopran), Iñakí Encina Oyón (Klavier)
Audax