Manche Komponisten teilen das sprichwörtliche Schicksal der Philosophen, dass diese im eigenen Lande nichts gelten. In Polen etwa wollte man partout nicht die fortschrittlichen Kompositionen Alexander Tansmans hören, so dass der 1919 nach Frankreich übersiedelte, wo er in Musikerkreisen zum Star avancierte. Die schier überbordende Klangfarbenpracht zwei seiner Kompositionen hat nun ausgerechnet das Polnische Rundfunk-Symphonieorchester vorgelegt mit zwei Ballettmusiken, deren Entstehung nur zwölf Jahre auseinanderliegen und doch so unterschiedlich klingen – vor allem dank des bemerkenswert wandlungsfähigen Orchesters, das die jeweiligen Charaktere der beiden Werke so unterschiedlich ausgestaltet, dass man am Ende das Elaborat zweier verschiedener Komponisten zu hören meint. Der ausdrucksstarke Einblick in die Orchestrierungskunst des multistilistischen Avantgardisten, der mal tonal, mal atonal komponierte, lässt fast vergessen, dass sich zu dieser Musik eigentlich noch die Kunst des Tanzes hätte gesellen sollen.
Ballet Music
Tansman: Bric à Brac-Ballettmusik & Sextuor-Ballettmusik
Polish Radio Symphony Orchestra, Lukasz Borowicz & Wojciech Michniewski (Leitung)
cpo