Rudolf Serkin hat sie Spitz-auf-Knopf gedeutet, Swjatoslav Richter hat sie mit Bleigewichten behängt, Alfred Brendel hat ihren Humor hinterfragt, und nun kommt András Schiff und spiegelt Beethovens Diabelli-Variationen mit sich selbst: Er hat dieses Gipfel-Werk gleich doppelt aufgenommen, an einem historischen Brodmann-Flügel aus den frühen 1820er Jahren und an einem Bechstein von 1921. Im Ansatz ähneln sich beide Einspielungen, im Detail offenbaren sie reizvolle Unterschiede. Mittelstimmen treten hervor, Melodielinien gewinnen an Leuchtkraft, Bassfiguren an knurriger Eleganz. Schiff kennt jeden Winkel, jede Verzierung, jeden Übergang. Er deutet diesen Kosmos mit seinen 33 Veränderungen wie ein großes Vexierspiel. Mal klopft er launig den Rhythmus mit der linken Hand, dann perlt er virtuose Ketten mit der rechten. Natürlich hat man dieses Werk schon größer, mächtiger, polarer gehört, doch Schiff ist auch ein Meister der Bescheidenheit. Im Zweifelsfall lässt er die Musik sprechen, nicht sich selbst. Komplettiert wird das Album durch die kluge Paarung mit Beethovens letzter Sonate und den Bagatellen op. 126.
CD-Rezension András Schiff: Diabelli Variationen
Das große Vexierspiel
Für diese Aufnahme wählte András Schiff historische Flügel erforscht die Diabelli-Variationen von zwei Seiten
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Sir András Schiff liebt die Tradition. Dabei sieht er es als großes Privileg, die berühmten Klavierwerke der alten Meister lebendig zu halten, wobei Bach seit seinen Anfängen eine besondere Rolle in seinem Leben spielt. Geboren wurde András Schiff 1953 im ungarischen Budapest.…
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