Hört man den klanglich ordentlichen Live-Mitschnitt aus der Boston Symphony Hall, mag man kaum glauben, dass Andris Nelsons noch nicht einmal zwei Jahre Chefdirigent des BCO ist. Die musikalische Vertrautheit scheint groß, die detailbesessene Selbstverständlichkeit, mit der mit viel Verve musiziert wird, fasziniert. Der neoklassische Drive der fünften, das wütende, ironisch aufgebrochene Pathos der achten, der sardonisch hüpfende Spott der neunten Sinfonie treten wie von selbst hervor. Nelsons lässt mit Drive und Leidenschaft musizieren – und mit jenem Rest Understatement, der die Maskenhaftigkeit von Schostakowitschs Musik geradezu paradigmatisch herauspräpariert, die zweifelsfrei den Repressalien durch Stalins Regime geschuldet ist. Wie unbeschwert klingt dagegen die einige Jahre früher entstandene, geradezu verspielte, hier vor Spielfreude fast berstende Hamlet-Suite!
CD-Rezension Andris Nelsons
Musikalisch vertraut
Andris Nelsons und das Boston Symphony Orchestra faszinieren mit einer sehr klaren Schostakowitsch-Interpretation
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Der lettische Dirigent Andris Nelsons wurde 1978 in Riga geboren und wuchs in einer Musikerfamilie auf. Früh erhielt er Trompetenunterricht an der Emil-Dārziņš-Musikfachschule des Konservatoriums in Riga, später studierte er an der lettischen Musikakademie und wechselte für seinen Studienabschluss an das Konservatorium…
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