Nicht nur Wagner hat seine Festspiele, auch Benjamin Britten, neben Verdi der dritte „große“ Jubilar dieses Jahres, gründete ein eigenes Festival. Allerdings werden im britischen Aldeburgh nicht nur Brittens Werke aufgeführt. Aber auch. So wie 2011 seine Oper „The Rape of Lucretia“, die jetzt als fast rundum gelungener, in sich geschlossener Mitschnitt vorliegt. Das Solistenensemble ist mit Ausnahme des allzu angestrengt klingenden Peter Coleman-Wright überzeugend zusammengestellt: Ian Bostridge erweist sich erneut als erstklassiger Gestalter, auch wenn er in der Höhe gelegentlich zu kämpfen hat. Und Angelika Kirchschlager setzt ihre nicht sehr belastbare (Vergewaltigungsszene), aber nach wie vor klangschöne Stimme mit dramatischer Glaubwürdigkeit ein. So werden einzelne Kritikpunkte durch die Unmittelbarkeit und Intensität der Live-Aufführung mehr als wett gemacht.
Britten: The Rape of Lucretia
Angelika Kirchschlager (Lucretia), Ian Bostridge (Male Chorus), Hilary Summers (Bianca), Claire Booth (Lucia), Aldeburgh Festival Ensemble, Oliver Knussen (Leitung)
Virgin Classics