Nervosität in c-Moll hört sich so an, wie es das Artemis Quartett im Kopfsatz von Johannes Brahms‘ erstem Streichquartett spielt: brodelnd, mit auserwählten Steigerungen, mit vielen kleinen Schattierungen, mit dezenten Schmerzenslauten und dauerhaftem Vorwärtsdrängen, gerade in den leisen Regionen. Das ist meisterhaft gespielt, und man mag kaum fassen, dass dieses Ensemble so nie mehr zu hören sein wird. Der Tod von Bratscher Friedemann Weigle hat die bisherige Besetzung gesprengt, und diese CD ist ein Vermächtnis. Sie zeigt schonungslos, wie groß der Verlust ist. Nicht nur weil die Abstimmung perfekt funktioniert. Die Romanze im zweiten Satz wird wahrhaft gesungen, das Vivace im ersten Satz des dritten Quartetts kommt mit fast haydnscher Heiterkeit daher, reich an Akzenten und Betonungen. Das klingt nicht nach Werkstatt, sondern nach Leben. Die vier Streicher vermitteln nicht nur diese beiden Quartette, sie erzählen auch viel über den Komponisten, den Grübler Brahms, seinen Humor, seine Ehrfurcht vor Traditionen und seine Lust an deren behutsamer Erweiterung.
CD-Rezension Artemis Quartett
Leben statt Werkstatt
Dieser Brahms wird zum musikalischen Testament des Artemis Quartetts mit alter Besetzung
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Noch während ihres Studiums an der Musikhochschule Lübeck gründeten Wilken Ranck (Violine), Isabel Trautwein (Violine), Volker Jacobsen (Viola) und Eckart Runge (Violoncello) 1989 das Artemis Quartett. Zu ihren Mentoren gehörten unter anderem Mitglieder des Alban Berg Quartetts und des Emerson String Quartet.…
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