Unerbittlich schlägt das „Dies Irae“ im Orchester zu, während das Klavier vehement die Akkorde hämmert, um bald mit hochdramatischen Klangkaskaden zu reagieren: Seinen Totentanz hat Franz Liszt als Variationsfeuerwerk auf die Sequenz des gregorianischen Requiems gebaut. Beatrice Berrut im Solopart und das CNSO unter der Leitung von Julien Masmondet loten das breite Ausdrucksspektrum bis in feinste Nuancen aus – markig, farbgesättigt, sehnsüchtig, ekstatisch. Die Musiker des tschechischen Orchesters lassen sich leidenschaftlich auf den Gestaltungswillen von Berrut ein. Genauso überzeugend gelingen die beiden Klavierkonzerte Liszts. Virtuosität geschieht ganz selbstverständlich, die rasant wechselnden Emotionen werden voll ausgekostet. Nichts wirkt bemüht, bei allem romantischen Überschwang waltet angenehm spielerische Leichtigkeit in der Ausführung und doch ist alles bezwingend. Bei Liszt ist der Salon eben gleich neben dem Höllenschlund. Beatrice Berrut zeigt sich erneut als brillante Liszt-Spezialistin unserer Tage und hat ein ebenbürtiges Orchester gefunden.
Liszt Athanor
Liszt: Totentanz S 126 (Paraphrase über „Dies Irae“), Klavierkonzerte Nr. 1 Es-Dur & Nr. 2 A-Dur
Beatrice Berrut (Klavier), Czech National Symphony Orchestra, Julien Masmondet (Leitung)
Aparté