Derzeit explodiert die Zahl von Counterstimmen und Sopranisten der Spitzenklasse. Unter ihnen ist Bruno de Sá ein Sonderfall – und auch dieses Album mit Kastratenstücken der Mozart-Zeit. Denn de Sá erklimmt die schwindelerregendsten Höhen ohne Kraft- und Substanzverlust. Er singt emotional und souverän. Beides ist wichtig, denn im fortgeschrittenen 18. Jahrhundert nistete schon viel von der Theorie der Seelenerfahrungskunde in den Tonsätzen. Um ein delikat klein besetztes „Exsultate, iubilate“ setzt de Sá zwar nicht tausend Gefühle, aber immerhin eine Enzyklopädie von Effekten und Affekten frei. Darunter sind virtuose Entdeckungen und äußerst hörenswerte Perlen der Sakralmusik. Das Gesamtpaket ist perfekt: der sängerische Adel, die energetisch sinnfällige Präsenz des Wrocław Baroque Orchestra und die glückliche Hand bei der Zusammenstellung ergeben eine schöne und facettenreiche Glückskonstellation.
Mille affetti
Werke von Mozart, Reichardt, Zingarelli, Cimarosa, Cherubini, Caruso u. a.
Bruno de Sá (Sopran), NFM Choir, Wrocław Baroque Orchestra, Jarosław Thiel (Leitung)
Erato