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Buch-Rezension Oper – aber wie?

Individuelle Innenansichten

Wie unterschiedlich die Herangehensweise an die Opernarbeit sein kann, beweisen diese Gespräche, die Richard Lorber mit Künstlern geführt hat

vonNicole Korzonnek,

Es führen nicht nur viele Wege nach Rom, sondern auch zu einer Operninszenierung. Klangvorstellungen können ebenso unterschiedlich sein wie Rollenstudien oder Inszenierungsansätze. Soll man sich jetzt eher mit der Historie einer Oper auseinandersetzen oder den Kern herausarbeiten, der auch heute noch Gültigkeit besitzt? Darf man abstrahieren oder muss man dem Komponisten treu ergeben sein? Wie weit gefasst darf eine Rolle angelegt sein? Und was ist in einer Oper eigentlich wichtiger: die Stimme oder die Musik? Das alles sind Fragen, die Richard Lorber, der seit knapp dreißig Jahren als Musikredakteur beim WDR arbeitet, mit seinen sechzehn Gesprächspartnern aus der Opernwelt für seine Sendung diskutiert hat und die nun in diesem Interviewbuch zusammengefasst wurden. Sänger, Dirigenten, Regisseure und Komponisten stehen ihm Rede und Antwort, geben aber auch mal tiefe, mal nachdenkliche, mal amüsante Einblicke in ihr Schaffen, die ebenso viele Unterschiede wie Gemeinsamkeiten bei der Opernarbeit erkennen lassen.

Da wäre zum Beispiel Jonas Kaufmann, der sich selbst nie als Startenor gesehen hat und dankbar dafür ist, dass er seine Karriere nie künstlich aufgebauscht hat. Und der über eine dunkle Stimmfärbung redet, während Christian Gerhaher erklärt, warum er als Bariton keine vordergründige Stimmgewalt, sondern eher einen hellen Klang für sich bevorzugt. Ähnlich Kontrastreich sieht es auch bei den Regisseuren aus. Andrea Breth etwa erläutert, warum sie gerne die aktuelle Welt auf die Bühne holt, Christof Loy hingegen arbeitet lieber introspektiv. Zusammen mit Hans Neuenfels und Peter Konwitschny, der betont, dass sich Werktreue nur auf den Sinn einer Oper beziehen könne, stellen sie sich zudem der schwierigen Frage nach der Wichtigkeit des sogenannten Regietheaters.

Während sich Komponisten wie Aribert Reimann oder Wolfgang Rihm klar zum Gesang bekennen und dementsprechend auch auf Stimmen in ihren Kompositionen Rücksicht nehmen, waren die Temporelationen, die Nikolaus Harnoncourt für seine Interpretation von MozartsLe nozze di Figaro“ aufgrund von Quellenstudien und Analysen entwickelt hat, für Sänger wie fürs Publikum zunächst recht ungewohnt. Obwohl die sechszehn Interviews strikt getrennt voneinander geführt wurden, gehen sie inhaltlich oft aufeinander ein, führen gar einen imaginären Dialog miteinander, wie zum Beispiel Christine Schäfer mit Nikolaus Harnoncourt oder Michael Gielen mit Hans Neuenfels. Unterschiedliche Ansichten zur Oper überhaupt prallen auf gemeinsame Leidenschaften, etwa für die Werke Richard Wagners, die sie alle zu einen scheinen. Mit seinen Gesprächen zeigt Richard Lorber auf, wie bunt und vielfältig, konträr und vor allem individuell und höchst lebendig Opernarbeit heutzutage ist.

Oper – aber wie?

Richard Lorber (Autor)
272 Seiten
Bärenreiter & Metzler

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