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Buchrezension – Aliette de Laleu: Komponistinnen

Ernüchternde Erkenntnis

Die französische Musikwissenschaftlerin und Journalistin Aliette de Laleu spürt Frauen in der Musikgeschichte auf.

vonRoland H. Dippel,

Aliette de Laleu reiht Fakten, welche man sich irgendwie, irgendwo, irgendwann in den letzten Jahren aus Programmheften, Booklets, Lexikonartikeln erlesen hat. Im Zusammenhang ist der Erkenntnisgewinn niederschmetternd: Frauen sind als Komponistinnen – sowohl als Personengruppe wie betreffend ihres Werkoutputs – trotz des publizistischen und editorischen Zuwachses in der jüngsten Zeit noch immer unterschätzt und unterrepräsentiert. Dabei konzentriert sich die 1991 geborene Musikwissenschaftlerin in ihrem 2022 erstmals in Frankreich erschienenen Buch, das neben den Schriften der einer älteren Generationen angehörenden Eva Rieger die Funktion eines Standardwerks erfüllen könnte, auf Epochen mit besonderer performativer Präsenz von Komponistinnen: Italien im Barock, Frankreich im 19. Jahrhundert und ein bisschen Antike mit sapphischen Spekulationen. Den Sprung in die Gegenwart unternimmt de Laleu mit Ausnahme etwa von Kaija Saariaho nicht. Sie endet mit der Frage: „Wer hat die Frauen aus der Musikgeschichte gelöscht?“ Ein Namensregister fehlt. Die Playlists hätten umfangreicher und präziser ausfallen können. Die gut lesbare Einführung berücksichtigt je nach Epoche unterschiedliche Aspekte. Wichtig ist dieses Buch, weil es jüngst in Aufführungen vorgestellte Tonschöpferinnen zueinander positioniert und zu Produktionen wie Bertins „Fausto“ in Essen, Grandvals „Mazeppa“ in München und Holmès’ „La Montagne Noire“ in Dortmund spannende Zusatzinformationen liefert.

Musikwissenschaftlerin Aliette de Laleu
Musikwissenschaftlerin Aliette de Laleu

Komponistinnen – Frauen, Töne & Meisterwerke
Aliette de Laleu
Reclam, 161 Seiten
24 Euro

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