„Wenn der Vorhang aufgeht, spüre ich die stickige Luft, den Schweiß, den Atem von all den Leuten. Ich kann sie nicht sehen, aber ich weiß, dass sie da sind, 2500 Monster, die nach mir gieren.“ Es war nicht nur ihr Wirken als große Künstlerin, das Maria Callas zu einer der bedeutendsten Opernsängerinnen des vorigen Jahrhunderts (wenn nicht gar aller Zeiten) machte, es war auch ihr Dasein als funkelnde Ikone, stolze Diva, skandalträchtige Tragödin – und letztendlich ist es wohl auch der zerbrechliche, oft im Herzen einsame Mensch, der hinter all dem steht. Kulturhistorikerin Eva Gesine Baur beleuchtet in ihrem neuesten Werk auf jeden Fall beide, stellt sie gegenüber, führt sie zusammen: den Menschen, die Privatperson „Maria“ und ihr leuchtendes Bühnenpendant, die „Callas“.
Maria Callas: ein Opernleben
Baur hatte sich in den vergangenen Jahren bereits mit Chopin, Mozart und Marlene Dietrich biografisch auseinandergesetzt. Nun widmet sie sich in dreißig Kapiteln einem fabulösen Leben, das mit seinen schnellen Aufstiegen und bitteren Stürzen, all den Intrigen, Skandalen und goldenen Momenten zweifelsohne selbst eine Oper hätte sein können. Trotz des beachtlichen Umfangs von rund fünfhundert Seiten entstehen durch die sehr anekdotische Schreibweise keine Längen, wenn sich der Bogen vom schwierigen Verhältnis zur Mutter, über die unglückliche Ehe und gescheiterte Liebschaften bis hin zu ihrem frühen Tode spannt. Im gleichen Zug räumt Baur auch mit einigen Gerüchten auf, die schon zeitlebens über die grandiose Sängerin kursierten.
Maria Callas – Die Stimme der Leidenschaft
Eva Gesine Baur
C. H. Beck, 507 Seiten
29,90 Euro