Das Radiopublikum von rbbKultur und WDR 3 kennt Carolin Pirich als Moderatorin. Die Journalistin schreibt aber auch für Printmedien. Einige ihrer Geschichten hat sie im Band „Das Vorspiel“ versammelt. Etwa aufschlussreiche Porträts: Von der in der DDR aufgewachsenen Geigerin Franziska Pietsch, deren Sprung zur Weltkarriere von den Mühlen der Systeme vereitelt wurde. Von den Pultstars Joana Mallwitz und Vladimir Jurowski, von Pianist Igor Levit, der politisch Einspruch erhebt, und von David Garrett, der Arenen füllt. Bei all ihren Geschichten ist Pirich nah an den Menschen, beschreibt genau und einfühlsam, zeigt aber auch Widersprüche auf. Sie erklärt, wofür die Menschen in der Musik brennen und welchen Zumutungen sie ausgesetzt sind. Sehr erhellend ist ihre Reportage über ein Vorspiel für eine begehrte Orchesterstelle.
Genauso differenziert schildert sie das eigene Erleben, die Auseinandersetzung mit Neuer Musik und die persönliche Klaviergeschichte. Spannend ist auch der Text über einen Logenschließer der Deutschen Oper Berlin, der aus der Fülle seiner Erfahrungen schöpft. Regelrecht zum Krimi gerät die Erzählung über den Verlust einer Geige des Artemis Quartetts – für die Autorin Anlass, über die Bedeutung wertvoller Instrumente nachzudenken. Immer wieder geht es um Faszination und Hingabe, aber auch um die Obsession beim Musizieren. Und um die Härte des Marktes. Dies alles ist so anschaulich geschrieben, dass man gar nicht aufhören möchte, sich in diese Geschichten über Musik und Musikschaffende zu vertiefen.
Das Vorspiel. Begegnungen mit Musik in 15 Variationen
Carolin Pirich
Berenberg, 216 Seiten
20 Euro