Selten gibt es ein Album, in dem literarisches Konzept, Inhalt und faszinierende Leistung derart schön und beglückend zusammenkommen wie in dieser Anthologie mit Vertonungen von Poemen aus Shakespeares Dramen und Sonetten. Hier merkt man, dass und warum und mit welcher Universalität Shakespeare nicht nur für Musiktheater, Tanz- und Schauspielmusik, sondern auch für das (Kunst-)Lied ein gesamteuropäischer Impulsgeber war – vom altenglischen Barock bis zur Moderne. Carolyn Sampson und Roderick Williams harmonieren perfekt und intelligent, Joseph Middleton ist ein Muster an Präzision und feiner Sensibilität. Das Trio findet für jede Epoche und jede dramatische Situation die richtige Farbe. Balladeske Aktion und lyrische Emphase sind in perfekter Ausgewogenheit. Jede Silbe und jede Tongeste erfährt Aufmerksamkeit, aber keine Übertreibung. Die Diktion ist glasklar. Der Zyklus gelingt also „very British“: Die Stimmen vereinen Noblesse, Distinktion und dahinter eine humane Leuchtkraft, wie sie das künstlerische Eindringen in die Lieder von Britten, Sullivan, Coleridge-Taylor im besten Fall zu einem Erlebnis ganz eigener, intensiver Art machen. Überdies enthält die kluge internationale Auswahl von Vertonungen mehrere Werke und Namen, die auf dem Kontinent viel zu wenig bekannt sind und die oft kolportierte Plattitüde von der nur kleinen Zahl substanzieller britischer Komponierender Lügen straft.
Sounds and Sweet Airs
Werke von Ireland, Vaughan Williams, Moeran, Schubert, Schumann, Poulenc, Britten u. a.
Carolyn Sampson (Sopran), Roderick Williams (Bariton), Joseph Middleton (Klavier)
BIS