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Rezension Cyrille Dubois – Schubert: Winterreise

Unausgewogen

Cyrille Dubois‘ Wanderer gerät in Schuberts „Winterreise“ zum scharfen Beobachter, den Anne Le Bozec am Klavier aber ohne erkennbare Haltung begleitet.

vonRoland H. Dippel,

Aus der langen Reihe seiner jüngsten Diskografie mit französischen Werken ragt „Winterreise“ als Solitär auf. Im Gegensatz zu seinem Einsatz für das Liedschaffen Faurés zeigt Cyrille Dubois hier geschmeidige Kraft. Sein von Liebe und Welt enttäuschter Wanderer ist kein matter Melancholiker, sondern ein scharfer Beobachter. Dubois durchmisst die 24 Lieder mit festem Schritt und fester Stimme. Anne Le Bozecs dienende Begleitung findet in der weniger flockigen als gehärteten Klanglandschaft zu keiner erkennbaren Haltung. Dubois setzt legitimerweise höhere Töne und Fermaten, gibt so Wilhelm Müllers und Schuberts fragenden Stellen einen direkten Romanzenton. Die Artikulation bewegt sich in dieser während der Pandemie entstandenen Einspielung etwas unausgewogen zwischen perfekter Setzung und fast zu weichen Konsonanten. Das Bemühen um einen charakteristischen Gestus verdient hohe Anerkennung.

Cyrille Dubois
Cyrille Dubois

Schubert: Winterreise D 911

Cyrille Dubois (Tenor), Anne Le Bozec (Klavier)
NoMadMusic

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