Nur der Tanz der sieben Schleier fehlt, sonst bietet diese „Salome“ alles. Im zumindest offiziell sittenstreng katholischen Rom des späten 17. Jahrhunderts musste das bluttriefende Bibeldrama um Johannes den Täufer und die seinen Kopf fordernde Tochter der Herodias als um seine Schauwerte reduziertes Oratorium über die imaginäre kirchliche Bühne gehen. Salomes Hörverführung verfehlt ihre Wirkung dank der kecken Koloraturen und des lyrischen Liebreizes von Sopranistin Alicia Amo indes mitnichten. Alessandro Stradella, dieser seinerseits so früh einem Mord zum Opfer gefallene Meister des Frühbarock, zieht in seinem Achtzigminüter alle Register seiner Kunst, um in üppiger Fülle des Wohllauts und manch wohlkalkulierter Dissonanz die heimlichen Perversionen in den Köpfen seines Publikums zu kitzeln. Mit Le Banquet Céleste musiziert Damien Guillon die multiplen Schönheiten der Partitur geschmeidig, feinfarbig und delikat aus. Olivier Dejean zündet mit agil virilem Bass-Bariton das Feuer eines am Ende reuigen Herrschers Herodes. Paul-Antoine Benos-Djian leiht dem Johannes seinen beseelten, reinen, in noblem Melos fließenden Countertenor.
Stradella: San Giovanni Battista
Paul-Antoine Benos-Djian, Olivier Dejean, Alicia Amo, Gaia Petrone, Le Banquet Céleste, Damien Guillon (Cembalo & Leitung)
Alpha
Sehen Sie hier den Trailer: