Neue Operneinspielungen hat uns das Verdi-Jahr bisher nicht gebracht, ganz leer gehen Stimmenfans allerdings doch nicht aus. Mit der besten Messa da Requiem seit Ende der 70er-Jahre beglückt uns Daniel Barienboim, der auch selbst lange nicht mehr so durch und durch inspiriert zu erleben war. Auf dem Mitschnitt von zwei Konzerten im August vergangenen Jahres fügt sich einfach alles ideal zusammen.
Das fängt beim ersten verhaltenen Einsatz des Chores an: So beredt und eindrücklich hört man das selten. Auch das Orchester der Mailänder Scala verblüfft mit feinem Farbspiel, genau herausgearbeiteten Stimmungen und perfekt gesetzten Akzenten. Und dann erst die Solisten! Wann hat man zuletzt ein dermaßen edles Vokalquartett gehört? Für gewöhnlich fällt ja zumindest einer der Sänger deutlich ab, nicht selten muss man auch mit einer 50%-Erfreulichkeitsquote leben. Nicht so hier. Anja Harteros, Elīna Garanča, Jonas Kaufmann und René Pape singen absolut hinreißend und höchst differenziert zwischen dramatischem Furor und tröstlicher Innigkeit. Ein Juwel!