Ist ihm seine Ästhetik des Zeitlosen zum Verhängnis geworden? Einst wurde Heinrich Kaminskis Musik gar von Wilhelm Furtwängler und Bruno Walter aufgeführt, bis heute warten seine Anhänger auf die Wiederentdeckung des 1886 im Schwarzwald geborenen Komponisten. Diese Aufnahme beweist, wie lohnend sie wäre. Seine Musik findet ihre Kraftquellen im melodischen Strömen, ihr organisches Werden und Wachsen zwischen Besinnung und Ekstase belegt Kaminskis Selbstverständnis. Musik stelle nichts dar: „Sie ist Leben an sich.“ In ihrer dichten Polyphonie und ihrem geruhsamen Fließen glaubt man die Linien und Formen seines Malerfreundes Franz Marc hörend zu sehen. Den Farbenreichtum der Partitur bringt die Kammerakademie Neuss exquisit, intonationsrein und ausdrucksstark zum Klingen. Kaminskis expressiver Klassizismus birgt nur wenige Modernismen, die indes von subtilem Reiz sind. Kommt seine Zeit?
Kaminski: Werk für Streichorchester
Orchesterversion des Streichquintetts fis-Moll, arr. Reinhard Schwarz-Schilling
Deutsche Kammerakademie Neuss, Lavard Skou Larsen (Leitung)
cpo