Die aus Oppenheim am Rhein stammende, im großbürgerlichen Milieu aufgewachsene Komponistin Johanna Senfter, 1879 geboren, 1961 gestorben, wurde von ihrem Lehrer Max Reger hoch geschätzt. Verstörend ist allerdings die Tatsache, dass sie in ihrer Sinfonie Nr. 6 von 1933 das Horst-Wessel-Lied zitiert. Angesichts dessen gilt es weiterhin, Senfters Haltung zur NS-Diktatur eingehend zu erforschen. Die Kammermusik von Senfter zeigt sich sehr konservativ, dem klassisch-romantischen Erbe verpflichtet: Die Werke auf dem Doppelalbum, alle ab 1910 entstanden, wirken aus der Zeit gefallen, etwas zu steif und verzopft, ja geradezu obsessiv anti-modernistisch. Das aus deutschen und israelischen Mitgliedern bestehende Else Ensemble, benannt nach Else-Lasker-Schüler, spielt diese Stück ansprechend, mit markant ausgeprägten Gesten, im innigen Zusammenspiel, differenziert in der Ausgestaltung ihrer Charaktere.
Senfter: Klarinettenquintett B-Dur op. 119, Klarinettensonate A-Dur op. 57, Kleines leichtes Trio op. 134, Klavierquartett Nr. 1 e-Moll op. 11, Sonate D-Dur op. 37 & Trio op. 103
Else Ensemble
cpo