Der fetten Romantisierung aus dem Hause Karajan oder Karl Richter folgte die asketische Klangrede der historischen Aufführungspraxis: In der Barockmusik unterscheiden sich die Interpretationsmodelle so krass wie in kaum einer anderen Epoche. Emmanuelle Häim nun evoziert in ihrer Händel-Lesart so etwas wie den Zauber des Dritten Weges. Ihr Chor hat ungeahnte körperliche Fülle und Saftigkeit, ihr Klangbild strahlt sangliche Wärme, Phrasierungseleganz und eine wunderbare Tiefe der Empfindung, ja der Beseeltheit und Behutsamkeit aus – wie es sich bei der Lebensgeschichte des Heilands ja auch gehört. Und doch müssen Freunde des Authentischen auf maximale rhythmische Prägnanz, den dramatischen Impetus der Rezitative und viele feine Verzierungen in den Arien des exquisiten Solisten-Quartetts nicht verzichten. Dieser Messias lebt in seinem sanften Swing von der sinnenfrohen, inspirierten, hinreißend vitalen Musizierhaltung der französischen Dirigentin und einstigen Schülerin von Christophe Rousset. Eine elektrisierende wie innige, eine schlichtweg glorreiche Einspielung des immergrünen Händel-Hits.
CD-Rezension Emmanuelle Haïm
Zauber des dritten Weges
Sinnenfroh verpasst Emmanuelle Haïm Händels Messias einen sanften Swing
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„Was bin ich schon ohne das Orchester?“
Für den britischen Dirigenten Jonathan Darlington ist Respekt eine Voraussetzung für erfolgreiches Arbeiten.
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