Eine Debüt-CD mit Klavierwerken von Brahms ist schon ziemlich ungewöhnlich – zumal dass sie so abgehangen wirkt wie bei einem Altmeister. Der junge Fabian Müller spielt die Intermezzi, Capricci und Balladen wie einer, der eine immense Hörerfahrung hat. Und die braucht man für Brahms. Schließlich sind seine Klavierstücke, nicht erst die ganz späten, so etwas wie die Summe des romantischen Welterlebens – auch harmonisch und satztechnisch, aber vor allem emotional. Bei Müller hört man alles: die unerfüllte Sehnsucht, die unendliche Verzweiflung, die Entgrenzung des Daseins ins Kosmische – alles solide gebunden an eine Spieltechnik, die sehr viele Möglichkeiten der Klanggestaltung eröffnet. Eine präzise Klangvorstellung wie Müller sie besitzt, sie ist für diese Stücke unerhört wichtig und selten zu finden. Man könnte das alles auch irgendwie ähnlich spielen – Müller findet für jede neue dieser hochkonzentrierten Gefühlsminiaturen auch einen neuen Ton.
Brahms: Balladen op. 10, Klavierstücke op. 76 & Intermezzi op. 117
Fabian Müller (Klavier)
Berlin Classics