Startseite » Rezensionen » Viecher aller Arten

CD-Rezension Faltenradio

Viecher aller Arten

In ihren Bearbeitungen von Palestrina bis Falco zeigt das Quartett keine Scheu vor Groove und Populärem

vonChristoph Forsthoff,

Jazz? Zugegeben: Dieses Album ließe sich auch andernorts einordnen – und wäre doch dort angesichts der vielen jeweiligen Bestandsbewahrer in den völlig falschen Schubladen, weshalb dieser bläserlastige (Instrumenten-) „Zoo“ im Jazz-Fach letztlich eben am besten aufgehoben ist. Denn welche sonstige Musikrichtung ist melodisch, harmonisch oder auch rhythmisch schon so offen gegenüber anderen Sparten? So offen wie diese Vier, die nicht allein (Bass-)Klarinette, Percussion und Faltenradio (wie sie die Ziehharmonika nennen) munter swingend durchs Quartett tauschen, sondern auch in ihren Bearbeitungen von Palestrina bis Falco keine Scheu vor Groove und Populärem offenbaren. Dass sich in ihren Reihen mit Matthias Schorn der Solo-Klarinettist der Wiener Philharmoniker findet, der mit bisweilen atem(be)raubend virtuoser Nonchalance die Genregrenzen sprengt, sorgt bei Schubert wie im „Hummelflug“ oder auch in Saint-Saëns „Karneval der Tiere“ neben betörend schlanken Tönen vor allem für eine unglaubliche Energie. Ein Zauber, von dem sich seine Kollegen nur zu gern anstecken lassen, um völlig ungezwungen den Zugang zu Pink Martini, John Lennon und „Dschungelbuch“-Komponist Terry Gilkyson zu proben. Ohnehin haben es die Viecher aller Arten diesen Volksmusikanten (im allerbesten Sinne!) angetan, und so moderieren sich die Österreicher humorvoll durchs Tierreich und probieren’s auch mal mit Gesang. Was zwar nicht zur ganz großen Offenbarung taugt, aber die eingangs gewählte Schublade am Ende nur bestätigt: Grandiose Instrumentalisten, die statt nur zu swingen auch mal singen (wollen), kennt der Jazz schließlich zu Genüge. Ohne dass es hier wie da der Qualität Abbruch täte.

Zoo live
Faltenradio
Hamau

Auch interessant

Rezensionen

Termine

Aktuelle Rezensionen

  • Dirigierte 2000 zum ersten Mal die Sächsische Staatskapelle Dresden: Daniele Gatti
    Interview Daniele Gatti

    „Es gibt nichts Vergleichbares“

    Der italienische Dirigent Daniele Gatti übernimmt ab der nächsten Spielzeit den Chefposten bei der Sächsischen Staatskapelle Dresden.

Anzeige

Audio der Woche

A Day with Suzanne – A Tribute to Leonard Cohen

Zeitlose französische Chansons der Renaissance treffen auf legendäre Songs von Leonard Cohen, interpretiert vom Ensemble Phoenix Munich unter der Leitung von Joel Frederiksen.

Newsletter

Jeden Donnerstag in Ihrem Postfach: frische Klassik!

Klassik in Ihrer Stadt