Einer der böhmischen Komponisten, die das Musikleben Wiens um 1800 bereicherten, war Franz Krommer. Bis zum kaiserlichen Hofkomponisten und Kammer-Kapellmeister brachte er es. Nach seinem Tod 1831 geriet er bald in Vergessenheit. Die Nachwelt stürzte sich ausschließlich auf den furiosen Beethoven. Heute schaut man genauer auf die Szene jener Epoche. Dies haben auch Howard Griffiths und das Orchestra della Svizzera italiana gemacht. Bei den Werken Krommers erweisen sie sich als Perlentaucher: Jede Sinfonie berückt durch eigenes Profil – lässig und musikantisch die erste, feierlich und mit ernster Dramatik die zweite, von elegant hintertriebenem Pathos und musikalischem Humor à la Haydn angefeuert die dritte. Alles bestechend präzise musiziert, ein intensiv glühender, schlanker Streicherklang und warm getönte Bläser, die im nächsten Augenblick blitzend auftrumpfen oder munter gurgeln. Hell-Dunkel-Kontraste, Vorder- und Hintergrund sind sorgfältig ausgeformt in dieser Musik, bei der die instrumentalen Charaktere wie Opernfiguren auftreten.
Krommer: Sinfonien Nr. 1 F-Dur op. 12, Nr. 2 op. 40 D-Dur & Nr. 3 D-Dur op. 62
Orchestra della Svizzera italiana, Howard Griffiths (Leitung)
cpo