Brahms mit dem Hagen Quartett – da kommen hohe Erwartungen auf. Tatsächlich ist gleich der große Erfahrungsschatz hörbar: Wie das Vivace des Streichquartetts Nr. 3 nicht gleich ausgespielt wird, sondern erwartungsvolle Spannung erzeugt wird, wie ein doppelter Boden eingezogen wird. Wie sich emphatischer Gesang entfaltet, wie er mit Rücknahmen in Frage gestellt wird. Wie sich durch Farbänderungen ganz neue Beleuchtungen des Gefüges einstellen. Sehr ergiebig diese auf äußere und innere Kontraste fokussierte Lesart. Im Klavierquintett mit Kirill Gerstein wird gegen das abgeklärte Moll des Beginns gleich heftig aufbegehrt – und geklagt mit scharfen Zwischentönen. Was für eine Vielschichtigkeit hier im Ausdruck, bis zum auftrumpfenden Überschwang mit aggressiven Spitzen! Was für eine Palette an Klangfarben, wie genau dramaturgisch die Phrasen ausschwingen, Dramatik, tiefes Gefühl, durchhörbar im Zusammenspiel und gleichzeitig mit untergründigem Rumoren. Und das geht so bis zum Schlussakkord. Berührt alles tief. Brahms vom Feinsten!
Brahms
Klavierquintett op. 34
Streichquartett Nr. 3 B-Dur op. 67
Hagen Quartett, Kirill Gerstein (Klavier)
myrios classics