Wie Siegmund in „Die Walküre“ vereinigt sich Kullervo mit seiner Schwester. Er ist ein Heimatloser auf der Suche nach seiner Familie, begibt sich in unglückliche Dienstverhältnisse und scheitert immer wieder. Jean Sibelius schrieb nach Kullervos Abenteuern aus dem finnischen Nationalepos „Kalevala“ eine monumental-dramatische Vokalsinfonie. Diese wurde 1892 wie mit einem Paukenschlag zu einem der ersten Höhepunkte der finnischen Nationalmusik. Heute ist nur schwer vorstellbar, dass Sibelius’ schwermütig-elegische und machtvoll aufrauschende Vertonung von Musikern der ersten Aufführungen nicht ernst genommen wurde. Für mitteleuropäische Ohren klingt die Neueinspielung mit ihrer düsteren und dabei transparenten Ausrichtung sehr authentisch. Es erstaunt die Einheit von vokaler Klarheit der beiden Solisten und des Estonian National Male Chorus über grauen bis dunkelgrauen Orchestration. Ein starkes Werk.
Sibelius: Kullervo op. 7
Johanna Rusanen, Ville Rusanen, Estonian National Male Choir, The Polytech Choir, Finnish Radio Symphony Orchestra, Hannu Lintu (Leitung)
Ondine