Mozarts drei letzte Sinfonien haben derzeit Hochkonjunktur. Nach Philippe Herreweghe und Frans Brüggen haben nun auch Hartmut Haenchen mit dem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach und Nikolaus Harnoncourt mit seinem Concentus Musicus ihre Hüte in den Ring geworfen. Für das Berliner Orchester wurden diese Aufnahmen zum Requiem, Abschluss und Höhepunkt einer jahrzehntelanger Zusammenarbeit. Unter Haenchen klingen diese Sinfonien fließender, runder, aber keineswegs milde. Spielfreude und Klangschönheit bilden eine stimmige Einheit. Die Tempi durchweg zügig, die Instrumentengruppen in einer klugen Balance zueinander – so zeichnet Haenchen ein schlüssiges Mozart-Bild, das für sich bestehen könnte, käme nicht gleichzeitig Harnoncourt daher, und würde alles hinterfragen, was wir kennen. Auch von ihm selbst. Harnoncourt bleibt sich natürlich treu, und doch wächst der bald 85-Jährige über sich selbst hinaus, zumindest gemessen an seinen Einspielungen mit den Concertgebouwern der 80er Jahre. Nicht nur weil er, in Anlehnung an Peter Gülke, die drei Sinfonien als „instrumentales Oratorium“, als eine Einheit als drei Teilen betrachtet, auch weil er alle Akzente so gierig herausarbeitet, alle Kontraste so schonungslos knallen lässt, dass einem fast schwindlig wird. Hat der Altmeister in einigen seiner letzten Einspielungen gern übertrieben, so ist dieser Mozart bekenntnishaft aufrüttelnd.
Mozart: Sinfonien Nr. 39-41
Kammerorchester CPE Bach, Hartmut Haenchen (Leitung)
Berlin Classics
Mozart: Sinfonien Nr. 39-41
Concentus Musicus Wien, Nikolaus Harnoncourt (Leitung)
Sony Classical